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 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'

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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyDo Mai 27, 2010 8:06 pm


Sie musste zugeben, mit solchartigen Wölfen hatte sie noch nie zu tun gehabt. Die ganze Situation war irgendwie neu für die Helle. Fast traute sie sich nichts zu sagen. Alle drei konnten so geschickt mit ihren Worten umgehen – es stand außer Frage, dass sie verstand, was gesagt wurde; sie war ja schließlich nicht dumm, auch wenn man das hier wohl so annahm – dass sie schlichtweg wusste, machte sie den Mund auf, so würde man sie bloß auslachen. Doch all diese Sticheleien so über sich ergehen zu lassen....
Zumindest konterte die Fähe schon mal mit einem Blick, der eindeutig Missachtung ausdrückte. Gut, die drei Rüden schienen sich zu kennen – und anscheinend nicht sonderlich viel füreinander übrig zu haben. Dass sie sich dann jeweils mit Sticheleien und kleinen Gemeinheiten zuschütteten, war zu verstehen, aber sie, eine Fremde, ebenfalls mit in einzubeziehen war ihrer Meinung nach eine Frechheit.
Aber genauso war es eine den braunen Rüden dafür auszulachen, dass er eine fremde Fähe beschützen wollte. Und das auch noch, obwohl er das gar nicht brauchte. Vielleicht war sie nicht so wortgewandt wie die drei Rüden, aber wenn es notwendig war, konnte sie sich verteidigen. Obwohl...gegen Rüden hätte sie auf kurz oder lang keine Chance – auch gegen diese nicht.

“Er hat und brauch mich nicht zu beschützen. Ich lasse mich nur ungern von einem Fremden beschützen ... genauso wie mich beleidigen zu lassen.“

Dabei blickte sie die ganze zeit den Alten an, der sie umrundete. Der Weiße war zwischenzeitlich verschwunden. Was ihr, genau genommen, recht war. Sollte er nur verschwinden. Und der Alte noch dazu. Sich jetzt schon am frühen Morgen mit solchen Plagegeistern umgeben zu müssen, war der Hellen alles andere als recht. Gut, sie hatte etwas Gesellschaft gesucht, aber gehofft hatte sie auf freundlichere.
“Mhh. Man bekommt nun mal nicht alles was man sich wünscht....“
dachte sie sich und schwieg wieder.

[Bei Àmur und Shane]
Mieser Text, ich weiß. Aber im Monet hab ich einfach meine Schreibblockaden...
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyFr Mai 28, 2010 3:40 pm

Inyóin war sich bewusst, dass es keiner weiteren Drohung mehr bedurfte. Es reichte nur ein Blick in die Augen der Wölfin, um zu sehen, dass er sie beeindruckt, vielleicht sogar enttäuscht hatte. Ihre Hoffnung hatte einen kleinen Kratzer bekommen und allein das war schon der Grund dafür, dass sich seine Lefzen ein wenig anhoben zu einem arroganten Lächeln. Vielleicht würde sie nun endlich einsehen, dass sie nichts an seiner Seite verloren hatte und dass er sich ihr nie anpassen würde – er würde sich niemandem je anpassen können. Und doch war ihm bewusst, dass er sie nicht so schnell loswerden würde. Selbst wenn er zum ersten Mal Zweifel in ihr geweckt haben sollte, so war diese Wölfin willentlich ungemein stark und ein kleiner Stein der sie zum Stolpern brachte, würde nicht den Fall verursachen. Es brauchte weitaus mehr, um dieses Wesen endlich loszuwerden, oder sie soweit zu bringen, dass sie in ihm endlich das sah, was er ist. Natürlich wäre der einfachste Weg gewesen, sie einfach zu töten, denn dann hätte sie endlich eingesehen, dass es nie etwas geben würde – egal, wie lange es ihm hinterherlief und ihn nervte – das ihm genug wert war, damit er es verschonen könnte. Doch der Tod wäre für sie nichts furchtsames gewesen und ihre Hoffnung wäre nur mit einem Mal zersprengt worden, anstatt dass der Braune mit bloßen Blicken beobachten konnte, wie sie Tag für Tag einriss, Spalten bekam, zerbröckelte. Der langsame Weg des Dahinleidens, des Aufgebens, der Qual war stets der unterhaltsamste. Deshalb ergötzte er sich auch an diesem … wohl einmaligen Anblick, deshalb zierte ein selbstsicheres Lächeln seine Lefzen und genau aus diesem Grund beendete er ihr Leben nicht in jenem Moment, als sie die Augen schloss und ihren Kopf zurückzog. Ihr Hals lag somit frei, perfekt um einmal kurz zuzuschnappen und dann ihr Herz verenden zu hören. Es bedurfte nur einem Durchtrennen der Halsschlagader und dieses junge Wesen wäre tot.
Doch das wäre zu einfach. Für sie, wie auch für Inyóin. Sollte sie ihn ruhig weiter nerven, er würde sie im Gegenzug Stück für Stück ihrer Hoffnung berauben, bis sie sogar vor dem Tod winseln würde.

Als sie sich endlich auch verbal ergab, rührte sich der Rüde eine Weile nicht, sondern sah sie nur vernichtend an. Dann nahm er seine Pfote von ihrer Brust, wobei er ob absichtlich oder nicht mit seinen Krallen ein kurzes Stück über ihre Haut fuhr, ehe er die Pfote vollständig anhob und sie neben die andere auf den Boden absetzte. Er wandte sich ab und ging weiter. Dass sie ihm weiterhin folgen würde, war ihm fast schon klar. Eher das Gegenteil hätte ihn verwundert, doch er hatte nicht vor, es ihr einfach zu machen und auf sie zu warten, bis sie wieder auf den Beinen war, oder ihr mit irgendwelchen Worten zu vermitteln, dass sie wieder aufbrechen würden. Was hätte es ihm auch schon gebracht? Sie würde ihm eh hinterherlaufen, wie es die Abkömmlinge seiner Art bei den Zweibeinern taten. Vielleicht war in ihr das Blut dieser schwachen Kreaturen, die nicht einen Winter alleine überlebt hätten – passen würde es jedenfalls. Der Braune schnaubte und beobachtete gelangweilt, wie seine Atemluft in einem nebelartigen Dunst aufstieg und sich verflüchtigte. Unter ihm knirschte der Schnee mit jedem Pfotenschritt den er machte und das Eintauchen und auftauchen, das Ein – und Absinken wurde zu einem seltsamen Rhythmus, der seine Gelassenheit, aber auch seine Kraft ausstrahlte. Inyóins Ohren waren stur nach vorne gerichtet, auch wenn er wusste, dass hinter ihm bald etwas erscheinen würde, das ihm langsam zu bekannt wurde. Er knirschte mit seinen Zähnen und seine Miene verdüsterte sich. Mit diesem Bündel im Schlepptau würde es eine Ewigkeit dauern, bis er sie loswurde – und dann erst würde er sich dem Rudel zeigen und ein wenig Unheil dort anrichten. In diesem Revier kamen ständig neue Wölfe dazu, auch wenn es nicht das des Rüden selbst war, glaubte er, manchmal zu spüren, wenn ein neues Wesen in diesen Grenzen eindrang. Manchmal erhaschte er den Geruch eines einsamen Wanderers, doch die Fähe an seiner Seite war ihm im Weg, um diesem Wolf nachspüren zu können. Er musste sie so schnell wie möglich loswerden.
Inyóin knurrte und sein Stapfen wurde noch zorniger.

“Nerviges Anhängsel.“

,bemerkte er und er hoffte, dass die Wölfin schon soweit in der Nähe war, dass sie es mitangehört hatte. Würde ihr sicherlich nicht schaden und ihre Hoffnung nicht allzu früh wieder aufblühen lassen.

[bei Sathy | im Wald ]
sorry, ist nich grad geistreich ._.
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Chairon

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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptySa Mai 29, 2010 11:41 am

Genüsslich betrachtete der Rüde das Schauspiel vor seinen Augen ziemlich genau. Der schwarze Wolf, scheinbar aggressiv und pessimistisch, machte kurzen Prozess und ließ die Gruppe allein. Eine weiße und eine graue Wölfen kamen nun kurz in ein Gespräch, so meinte der grau – braune. Neala war wohl der Name der Grauen Wölfin und auch sie machte sich nach einem kurzen Wortwechsel auf den Weg, setzte eine Pfote vor die andere. Es glich dem Szenario, welches der Rüde wochenlang ertragen hatte. Einsamkeit hatte ihn geplagt. Er hasste es alleine zu sein, niemanden um sich zu haben. Zwar war er gern alleine, aber trotzdem, hatte er dann immer in der Hinterhand ein Rudel. Sein Rudel. Ja die Assassins. Bisher hatten sie ihm wohl nur Pech gebracht, was den Rüden wohl dazu veranlagte, sie zu verlassen. In ‚zig Rudeln war er bisher gewesen, doch hatte keines ihm so zugesagt, dass er sich endlich dort nieder ließ.

Neala, wenn es ihr wahrer Name war, spitzte die Ohren. Vielleicht hatte sie sein selbstbewusstes und gut durchdachtes Räuspern gehört? Fraglich. Hätte sie nicht vorher darauf reagiert? Etwas Eigenartiges hatte diese Fähe an sich, doch gerade das, machte den Rüden neugieriger den je. Doch er wollte nicht zu aufdringlich wirken und wartete so geduldig auf die weiße Fähe, mit ihrem prachtvollen Körper. Ihre Ohren begannen nervös zu zucken und der Rüde schnaubte leise. Unhörbar, für solche, die nicht in seinem Körper zu Hause waren. Sie suchte förmlich nach ihm, dabei war er doch so nah. Scheinbar hatte sie eine Spur gefunden, denn sie entfernte sich von dem bisherigen Schauplatz und näherte sich der Grenze. Ein Umweg aber nun gut. Hauptsache sie kam mal, denn die schnellste schien sie nicht zu sein. Da stand sie nun, einige Meter vor ihm und dem Fels, vor dem Felsen und ihm. Hielt sie ihn für dumm? Natürlich wusste er das dieses gebiet ein Fremdes, genutztes Land war. Er war ein Erfahrener Krieger und ein ausdauernder Wanderer. Außerdem besaß er ebenso wie sie ein Geruchsorgan und konnte sehr wohl, seine eigenen, oder umherziehende Fährten anderer seiner Art von sesshaften Rudelmitgliedern unterscheiden. Er grinste frech, bei ihrem misstrauischen Blick. Wie sehr sah man doch heraus, dass sie die falschen Worte ausgesprochen hatte und es eigentlich um etwas ganz anderes ging. Um was, konnte sie jedoch gerade so verstecken.

“Ist das der Grund warum du hier bist Neala? Worum geht es dir wirklich? Macht? Keine Sorge. Ich kenne genug Fähen, die dir unterlegen sind. Du brauchst dich nicht als stark und mutig beweisen. Erzähle mir also von deinem eigentlich Anliegen und rede nicht von Dingen die dir unwichtig sind.“


Interesse begann sich in den Augen Nealas wiederzuspiegeln. Süß. Wie sie nun versuchte ihre Gefühle zu verstecken. Gut gelungen war es ihr bei weitem nicht. Sofort spürte der Rüde, dass sie ihr Interesse versuchte zu Unterdrücken, dass sie es nicht gerne sah, wenn ihre Gefühle, ihre wahren Gefühle zum Ausdruck kamen. Ob sie sich schämte oder einfach nur Angst hatte wusste der Rüde nicht. Ob er allein war? Natürlich war er allein, Sah – Moment. Eine weitere Fähe schien auf sie zu zukommen. Wie naiv sie doch war. Scheinbar schien sie die Fähe zu kennen und wenn der Rüde sie mitgebracht hatte, würde er nicht nach ihr riechen? Erst denken, dann die Schnauze aufmachen, Liebstes. Mühsam unterdrückte der Rüde seinen Spott. Sie schien aufgewühlt, Sorgen machte sich der Rüde jedoch keine. Er war ja hier.

“Wenn du auf die Fremde Fähe ansprichst, die uns näherte muss ich dich enttäuschen. Würde ich nicht sonst nach ihr riechen Neala?“

Der Rüde konnte sich eine leicht spöttisch herüber kommende Bemerkung nun doch nicht verkneifen. Wieso legte diese Fähe es nur darauf an ihn für dumm zu verkaufen? Wenn sie so weiter machen würde, könnte sie den stolzen Rüden mal und würde nur noch sein Hinterteil sehen. Aber nun gut. Jedes Wesen hatte eine zweite Chance verdient. So wartete er also auf Antwort. Mal sehen wie undurchdachte sie dieses Mal antwortete, wenn sie überhaupt wusste wie sie auf die spöttischen Worte des grau – braunen antworten sollte. Trotz allem schien sie eine Fähe zu sein, die eigentlich auf ihre Wortwahl achtete. Gespannt war der Rüde nun auf ihre Antwort, aber auch auf die Fähe die sich ihm näherte.


[bei Neala | spricht mit ihr | läss sich seinen Spott nur leicht anmerken]
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptySo Mai 30, 2010 12:42 am

Kishou zog die Lefzen zurück und blickte seiner Tante nach. Als sie sich zu den anderen Wölfen gesellte, schwand die fröhliche Miene aus Kishou’s Augen. Er wusste dass seine Tante ihn nicht leiden konnte. Betrübt blickte Kishou sich um, seine Ziehmutter war nirgendwo zu sehen, nur Chivan und die fremden Fähen kamen langsam zurück. Argwöhnisch betrachtete er die Gruppe die sich zum Rudel gesellte, der Jungrüde legte die Ohren an klemmte seinen Schweif zwischen die Hinterbeine und schlich an dem restlichen Rudel vorbei. In dem Herzen des Wolfes hatte sich ein Gefühl eingemischt wohin es eigentlich nicht gehörte. Kishou hatte das dringende Bedürfnis zu verschwinden. Er wollte, nein, er konnte nicht länger hier bleiben, sein Herz war gespalten, zum einen sehnte er sich nach seiner richtigen Familie zur anderen wollte er bleiben, aber er konnte nicht.
Als Kishou langsam aus der Höhle schlich kam er vorbei an Flummi und Anjum, kurz blickte er dem weißen Rüden in die Augen und betrachtete dann schließlich das Bündel das zu seinen Pfoten lag, ein kleiner schwarzer Welpe auf einem seidenen Faden zwischen Leben und Tod. Im tat das Bündel leid, aber er wusste das sich Anjum gut darum sorgen würde, der Jungrüde hatte noch gut in Erinnerung wie freundlich ihn der Weiße empfangen hatte und Anjum würde sicherlich ein hervorragender Vater werden, genau so wie Chivan es gewesen war. Erneut suchten die blauen Augen Kishou’s die von Anjum und eine gewisse Trauer lag darin. Er mochte den weißen und es würde schwer werden Lebe Wohl zu sagen, doch genau dies zeigten die blauen Augen die voller Schmerz ihren persönlichen Glanz verliehen als wäre Kishou kurz davor Regentropfen aus seinen Augen fließen zu lassen. Kurz zuckten Kishou’s Ohren nach hinten, wagte es aber nicht seinen Abschied in Worte zu fassen, also wandte er seinen Kopf ab und trappte aus der Höhle, dabei behielt er seinen Ziehvater nur kurz im Blick.
Er wollte sich nicht länger als nötig hier aufhalten, denn das würde es nur noch schwerer machen, er hatte es sich zum Ziel gemacht seine richtige Familie zu finden und ihnen von dem schönen Leben hier zu erzählen, das wusste er. Der beige Rüde schluckte den Klos in seinem Hals hinunter und zwang seine Läufe sich schneller zu bewegen, immer schneller trugen sie ihn vorwärts bis er schließlich in einem leichten Trab verfiel. Er hatte kurz das Gefühl als würde ihn jemand rufen, weshalb er mit einem Satz vorwärts sprang und davon hetzte um auf einer kleinen Anhöhe stehen zu bleiben und seinen Kopf noch einmal zu seiner Familie umzudrehen. Er würde wiederkommen, das versprach er ihnen, oder zu mindestens seinem Herzen. Wenn er seine Familie gefunden hatte würde er seine Reise zurück antreten und ihnen alles erzählen was er erlebt hatte, aber bis dahin würde bestimmt noch einige Zeit vergehen.

[Bei Neala | dann allein | beobachtet alles | beschließt seine richtige Familie zu suchen | trifft dabei kurz auf Anjum ]
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Isaky

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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptySo Mai 30, 2010 4:39 pm

Noch lang verfolgte sie der Gedanke an ihren Ziehsohn Kishou, während sie mit pulsierenden Adern durch die unberührten Weiten des schneebedeckten Landes jagte. Die Nacht hatte die Sonne des späten Mittags vertrieben und Platz für den nächtlichen Glanz des Mondes und seine Diener geschaffen. Auch, wenn ein jener den Abend als die dunkelste Tageszeit beschrieb, war er in den tiefen Wintern nie das, was er im Herbst gewesen war. Kein Sturm, kein wilder Todesschrei der Bäume, kein lautstarkes Prasseln von kleinen Regentropfen, die auf den Erdboden schlugen. Es war still, der Horizont in ein dunkles Grau getaucht, die Umgebung jedoch von weißem Licht des Schnees erleuchtet. Die feinen Eiskristalle schufen aus einem leblosen Land eine traumhafte Märchenbühne und verzauberten verdorrte Gewächse und schlafende Tiere in edle Prinzen und tapfere Krieger.
Es wäre unmöglich gewesen zu beschreiben, wie viele Kilometer die weiße Fähe hinter sich gelassen hatte. Sicher war sie den Weg, auf dem sie lief schon den Öfteren entlang gewandert, doch sah des nachts jeder Stein und jeder Busch am Rande anders aus, als vom Tageslicht beflutet. Mit den Metern, die wie Sekunden an Isaky vorbei strichen, kehrte ihre vorige Augelassenheit zurück. Die Begegnung mit Chivan und seiner Familie, war einfach … unerwartet gewesen und sicher nicht so gelaufen, wie sie eigentlich hätte aussehen sollen.

Die Nase der vierjährigen hatte sie in eine unbekannte Richtung geführt, aus der der Duft von fremden Wölfen drang. Ein leichtes Gebirge erhob sich vor ihr und sie würde es besteigen um mit den Fremdlingen in Kontakt zu treten. Die Stille des Windes verriet ihr wenig über ihre eigentliche Herkunft; sie musste auf der Hut sein, bei allem was sie tat. Ihre Anzahl schien in die Höhe zu steigen, je näher sie dem Gipfel kam. Krallen fassten sicheren Halt im Schnee und trugen den Leib der Wölfin wie auf bewogenen Schwingen hinauf. Ein sicherer Blick in die Tiefe, vorbei an Tannen und Gestein verriet ihr, es handelte sich um zwei Rüden und zwei Fähen. Sie schienen sich selbst ebenso fremd zu sein, wie diesem Land.

„Ich will Euch grüßen, Wölfe des Nordens – oder wo auch immer ihr zuvor das Land mit Euren Spuren bedeckt habt.“

Mit durchdringendem Blick erfasste sie jedes einzelne Glied von den Wölfen herab der ländlichen Erhöhung. Ein stummes Nicken folgte, gleich einer Kämpferin, die Teil eines Rudels war und sich ebenso verhalten hätte. Eigentlich hatte Isaky keine Ahnung von dem, was sie tat – es lag viel mehr in ihrem Blut. Sie wusste, wie sie sich geben konnte, wusste, wie sich ihr Gegenüber verwirren ließ, wobei letzteres gar nicht in ihrem Interesse lag. Man sollte lediglich denken, sie sei käuflich und jederzeit zu einem Handel bereit, Information gegen Gegeninformation. Oh, wie sehr die junge Wölfin eine solche Bestechlichkeit verabscheute. Das gegenseitige Vertrauen war in jeder Gemeinschaft der Grundstein für jede andere Beziehung. Ohne sie hatten angebliche Freundschaft und Liebe keinen Sinn. Brach man sie, so konnte man das Werk vieler Jahre in einen Haufen Schutt und Asche wandeln – und dem waren sich die meisten bewusst. Heute schlüpfte sie in genau die Rolle, die sie an jedem anderen Tag als dunklen Abschaum bezeichnet hätte. Die weiße Fähe türmte sich auf, streckte ihr Kreuz und hob ihren Kopf zum hellen Licht der Sterne. Wie eine eiskalte Göttin war sie erschienen; umgeben von Schnee und Kälte im Glanz der Nachthimmelboten. Ihre Rute stand steil, aber ruhig und bildete mit der gekrümmten Wirbelsäule eine undenkbare, grazile Linie. Sie schenkte dem rotäugigen einen strengen Blick, durchbohrte ihn und ließ ein verzogenes Lächeln in ihren Zügen erscheinen, wo sich zuvor noch straffe haut über Knochen gespannt hatte. Mit Bedacht lenkte sie seine Frage auf sich – tat, als hätte er sie schon vorab erblickt und sie im Schatten angesprochen.

„Gewiss mein Herr, vermag ich Euch Kund über dieses Land zu vermitteln. Sprecht: Wie lautet Eurer Name? Was begehrt ihr von den Wölfen, die einst das Schicksal so hart traf? Sobald ich Antwort auf diese Frage erhalte, leiht mir Euer Ohr und ich werde Euren Wissensdurst soweit stillen, wie es mir gewähre.“

Hätte nicht die Maske einer scheinbaren Jägerin ihre eigentliche Rolle als Führerin ihres Rudels verborgen, so hätte sich ein schiefes Lächeln auf ihren Lefzen ausgebreitet wie ein feuchter Silbestrahl auf den Ozeanen des weit entfernten Landes. Wunderschön anzusehen und doch so schnell wieder fort, wie es gekommen war. In den bernsteinfarbigen Seelenspiegeln hätte man von Humor gelesen und eine sympathische Lebenslust als funkelnden Schimmer erkannt. Es war ihre Art gewesen, zu den Fremden zu sprechen. Selbst sie – die in ihrem Leben schon vielen verschiedene Charakterzüge und Eigenschaften begegnet war, hielt es nicht für möglich, seine Worte so klebrig und schleimend aus eines Wolfes Fang zu hören. Eine Art zu finden, sich einem ritterlichen Adelsblut der letzten Jahrhunderte zu ähneln war schier unmöglich gewesen. Ein Hauch von Verwunderung legte sich in ihre Stimme; diesmal auch für die fremden Gesichter vernehmbar. Er war nicht banal, hätte ihren Anschein, den sie bis zu jenem Augenblick vermittelt hatte, nicht zerrissen wie ein altes, morsches Blatt Papier. Sie vertuschte ihn klug und ließ es wirken, als sei es das Antlitz des weißen Rüden, welches Erstaunen in ihre Züge warf. Die Fähe fasste sich schnell, wagte es, sich in mehreren eleganten Schritten, in denen sie ihre Schulterblätter prunkvoll kreisen ließ, auf die kleine Gruppe zu zu bewegen und verharrte am Fuße des Berges in ihrer Bewegung. Nun lag es bei ihm, wie er auf ihre Worte reagieren würde.

„Und ihr? Der nicht aus selbigem Fleisch und Blut wie ein unser einer gemacht? Sprecht Mähnenwolf: Wieso seid ihr nicht im fernen Süden, dort wo die Sonne auf die Gehäupter Deiner brennt, wo ihr hin gehört? Sagt, schämt ihr Euch denn nicht? Dringt in das Gebiet von Wölfen und … na, was hätte ich auch anderes erwarten sollen. Ihr langweilt mich. Schweigt also.“

Die Wölfin wies mit dem Haupt zu Boden und rollte verständnislos mit ihren Augen, als hätte es keinen Sinn gehabt, weiter mit einer Unterart der eigentlichen Wölfe zu kommunizieren. Im Sinne taten ihr ihre Worte leid. Sie würde sich – wenn die Zeit gekommen war, oder überhaupt noch kam, dafür entschuldigen. Ein letztes Mal noch fuhr ihr Blick durch die Reihen und vermittelte ihrem Gehirn jede Kleinigkeit von auffälligen Merkmalen. Die weiße, zarte Fähe zu Boden würde dem Rudel keine Schwierigkeiten bereiten, ebenso wie die braune Mähnenwölfin. Bei dem weißen Rüden mit den stahlblauen Augen, den sie bis zu diesem Augenblick keines Blickes gewürdigt hatte, war sie sich unsicher. Er schien standfest und vernünftig. Das war ihr erster Eindruck von ihm gewesen. Ob er sich beibehielt, würde sich im Laufe der Zeit zeigen. Was den kräftigen Rüden mit unscheinbarem Aussehen aber dunkeler Miene anging … würde sie früher oder später erfahren. Er war derjenige, der ihr am meisten aufgefallen war. Verschwiegen, aber mit den wenigen Worten, die er sprach durchdringend. Das machte ihn – neben seiner Männlichkeit – gefährlich. Er war größer als sie und älter. Ob ihm dies zu einem weiseren Wolf machte, bezweifelte sie. Vielleicht war er kraftvoll und sein Biss durchdringend, aber auch sie – die Leitwölfin eines Rudels – hatte ihre Stärken. Killerinstinkt gegen Raffinesse und Schnelligkeit. Konnte interessant werden …

[Saravyi | Aszeyn Satyr | Inzanami | Acadris Lyraél | Am Gipfel eines Berges, dann in unmittelbarer Reichweite | Spricht zu den Fremden und verbirgt ihre eigentliche Identität]
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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyMo Mai 31, 2010 12:21 am

Anjums Augen war in vollster Konzentration auf das kleine Wesen zu seinen Füßen gerichtet, er versuchte, sich an dem schwachen Herzschlag zu orientieren und mit seiner Zunge über das Fell gleitend den Blutkreislauf anzuregen. Es gelang ihm kaum und war sehr zermürbend. Zwar klang der Herzschlag für einen Moment kräftiger, doch dann fiel er wieder in sich zusammen, wie es schien. Der weiße Wolf rückte näher an das kleine Wesen, hoffend, dass die Nähe ihm mehr Wärme spendete. Seine Zunge glitt rascher durch das kleine Welpenfell und er konzentrierte sich vollkommen auf das kleine Wesen. Flummis Bewegungen nahm er nur am Rande wahr, das Geschehen in der Höhle um ihn herum ebenfalls. Der Blick aus seinen braunen Augen hob sich nur kurz, als Flummi fragte, ob es diesem Welpen bald bessergehen würde. Der Polarwolf trug zwar immer noch Hoffnung in sich und wollte dieses kleine Wesen nicht aufgeben, doch er musste auch sich eingestehen, dass seine Chancen ziemlich schlecht standen. Aber konnte er das einem gutgläubigen Wesen, wie Flummi sagen? Dass der Welpe vermutlich sterben würde, und all ihre Bemühungen umsonst waren? Sein Blick traf den des jungen Wolfes. Nein, er konnte es ihm nicht sagen. Daher schleckte er einige Momente stumm weiter, dann antwortete er ausweichend.

“Ich hoffe es.“

,mehr war er nicht im Stande zu sagen, auch wenn die Wahrheit schon vor ihm lag. Aber er konnte Flummi nicht jetzt schon damit konfrontieren, nicht, wenn es noch nicht soweit war. Dieser kleine Welpe... was auch immer ihn in diesen Zustand versetzt hatte, es war fraglich und bedurfte einem starken Lebenswillen, um ihn daraus zu erretten – und ob er diesen hatte...? Und er wollte, verdammt nochmal, daran glauben, dass es für dieses kleine Wesen noch Hoffnung gab, wenn sie auch noch so gering war. Er wollte daran glauben, dass diese Welpin bald schon wieder auf den Beinen sein konnte, dass sie sich bald schon von der Beute ernähren konnte, die Asriks Jagdgruppe für sie erlegt hatte, dass sie eine Chance hatte, weiterzuleben – mit ihm und Flummi spielen zu können. Anjum konnte das Wesen nicht aufgeben. Ihr Herz schlug immer schwächer, die Abstände schienen sich bei jedem Schlag zu vergrößern, so kam es ihm vor, doch er wollte nicht aufgeben. Es kam ihm vor, wie Verrat, ein kleines Wesen jetzt schon zu verurteilen, wo es noch lebte. Also bemühte er sich weiterhin, um das Leben der Schwarzen zu kämpfen, indem er ihr seine Nähe schenkte und versuchte, ihren Kreislauf zu stabilisieren. Und indem er inständig um ihr Leben bat.
Als Flummi sich erhob, hatte er Anjums Aufmerksam für einen Moment gefangen und der Rüde sah ihn fragend an, ehe der Kleine das Wolfsbaby anstupste, herumsprang, wuffte, lächelte. Es entstand ein seltsamer Rhythmus in Flummis Bewegungen. Immer wenn er zur Ruhe kam, war er nach einiger Zeit wieder auf den Beinen und wiederholte das ganze noch einmal. Als wollte er sich als Clown aufspielen, den Welpen zum Lachen bringen. Dieser Versuch rührte Anjum und er lächelte den Jungwolf dankbar an, um ihm auf seinen Blick hin deutlich zu machen, dass es kein besseres Verhalten von ihm geben konnte. Schon allein der Versuch, helfen zu wollen, war in Anjums Augen eine Belohnung wert und er schloss den kleinen Hüpfer umso mehr ins Herz. Er war zwar ein wenig hyperaktiv und konnte wohl einfach nicht stillsitzen, doch sein Herz war rein, wenn auch von kindischer Natur – Flummi war auf naive Weise einer der herzlichsten Wölfe, die dem Weißen je begegnet waren.
Nur einen kurzen Moment und manche kurze Blicke in Flummis Richtung störten Anjums Konzentration auf den Welpen vor sich. Ansonsten wiederholte er fast schon automatisch immer dieselben Vorgehensweisen. Er strich mit seiner Zunge über alle Körperpartien des Welpen, besonders über den Bauch und die Brust, hoffte, betete, lauschte auf den Herzschlag. In der Höhle war es zwar warm und auch Anjums Körper strahlte eine gewisse Wärme ab, doch war es fraglich, ob es nicht doch ein wenig zu kalt war. Und das war auch genau das, was dem Rüden Sorgen bereitete. Noch dazu besserte sich der Zustand einfach nicht. Das Herz wurde immer schwächer, es schlug immer langsamer, die Mühe schien immer mehr vergebens. Und doch gab er nicht auf.
Lange nicht. Bis er hörte, wie Stille einkehrte. Wie das schwach klopfende Welpenherz endgültig versiegte. Der Rüde wartete angespannt, lauschte. Doch es schlug kein weiteres Mal. Bestürzt senkte er den Kopf, ließ die Ohren hängen und berührte mit seiner Schnauze das kleine Gesicht. Seine Zunge strich mit einer sanften, fast schon vertrauten Geste über die Welpenwange und er stieß einen wehmütigen Klang aus. Sie hatte lange gekämpft, doch der Tod war zu stark gewesen. Die braunen Augen suchten Flummis Blick und der Weiße wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er war bestürzt und sein Herz blutete bei dem Gedanken, dass er gerade einen Welpen verloren hatte – selbst wenn es nicht sein eigener gewesen war. Ein kleines Geschöpf, das sein Leben noch vor sich gehabt hatte, war gestorben und Anjum hatte ihm nicht helfen können. Hätte er sein Leben für dieses opfern können, er hätte es getan!

“Ich fürchte,... sie wird nicht wieder okay.“

,flüsterte er nachdem er einige Sekunden schweigend den Blick auf seinen Spielkameraden gerichtet hatte. Dann seufzte er. Der Verlust war schwer, auch wenn er diesen Welpen nicht gekannt hatte, zerriss es ihm das Herz. Und doch war es kein Grund für ihn aufzugeben. Er hatte damals nicht aufgegeben, als er Aelia verloren hatte, und auch nicht, als er und Alkatras sich aus den Augen verloren hatten. Auch jetzt würde er nicht aufgeben. Anjums Wille zu leben, war einfach zu stark und ihn zu brechen bedurfte mehr. Es gab da draußen noch so viele Wölfe, die er kennen und lieben lernen wollte, so viele Welpen, denen er seine Liebe oder ihr Leben schenken wollte. Dieser Welpe würde einen Platz bekommen, der seiner würdig sein würde und Anjum würde auch ihn immer in seinem Gedächnis behalten.

“Lass uns ihm einen hübschen Ort zum Ruhen suchen!“

,schlug er mit sanfter Stimme vor und sah Flummi an, lächelte aufmunternd. Bestimmt war es auch für den jungen Wolf ein harter Schlag, bei dem Ableben dieses Welpen dabei zu sein. Aber auch er würde darüber hinwegkommen, denn er war jung.
Der Weiße erhob sich, blickte traurig auf den Welpenkörper, ehe er ihn sanft zwischen seine Fänge nahm und hochhob. Dann sah er Flummi auffordernd an, kroch dann selbst als erster aus der Höhle, orientierte sich einen Moment und schlug dann den Weg in Richtung einer Baumgruppe ein. Dort würde sich bestimmt ein schöner Ort finden lassen, den Welpen zu 'beerdigen'.


[in der Höhle | konzentriert sich auf Flummi und Muzibas Leben | Muziba stirbt | schlägt vor, sie an einem schöne Ort zu 'bestatten']
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Naphora

Naphora


2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 Vide
BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyMo Mai 31, 2010 10:07 pm

Da zwei Hirne dachten, brauchten sie doppelt so lange wie andere. Leam brummte zufrieden, als sie vernahm, dass der Braune nicht die gleiche Person suchte, wie dieser Körper. Naphora legte traurig die Ohren an, beschloss aber, zu schweigen. Wölfe kamen und gingen, eine weiße Fähe ging zu einem neuen, schon fast majestätisch aussehenden Rüden gegangen, der große, schwarze Rüde war mit wenigen Worten davon gestapft, der freche Braune und die andere Weiße unterhielten sich noch.
Die Steppenwölfin hielt sich und ihren Parasiten zurück. Sie wollte nicht, dass ein noch desolateres Bild über sie verbreitet wurde, weil sie ging, wie sie ging – unsicher, wie an Fäden hängend und von einer fremden Macht geleitet, weil sie sprach, wie sie sprach – langsam, kontrolliert und überlegt, aber noch mit einer gewissen Naivität. Sie versuchte einfach nur, dem zu folgen, was Leam ihr über die beiden anderen Wölfe berichtete. Jemand namens Seâtan wurde gesucht – kommun gesehen nichts besonderes, wenn Naphora nicht noch der festen Überzeugung war, dass der Gesuchte und ihre Schwester etwas gemeinsam hatten. Sie konnte sich nicht erklären, warum, und vielleicht war es auch nur der holdselige Gedanke daran, eine Verbindung zwischen Nanjané und dem Anderen zu sehen, der sie zu diesem Gedanken führte. Sie war so sehr damit beschäftigt, Leam zuzuhören, wie sie – glücklicherweise freiwillig – erläuterte, was der Braune und die weiße Fähe sprachen, dass sie die brodelnden Blicke des schwarzen Rüden geflissentlich übersah. Ja, Leam war so unachtsam, wissbegierig, was die anderen beiden anging, dass sie den dritten im Bunde vergaß, und als er gegangen war, scherte sich die schwarze Kriegerin keinen Deut mehr um ihn.
“Beweg mal den Kopf“, raunte die heisere, lüsterne Stimme der Parasitin, die ihre Wirtin immer wieder dazu brachte, ihr zu gehorchen. Ja, die beiden waren schon ein bisschen wie ein perfekt eingespieltes Team, aber es kam zu häufig vor, dass die eine die andere mit voller Absicht zu ignorieren versuchte.
Anschließend spornte Leam die zierliche Braune dazu an, den Körper ‚Richtung unfreundliche Weiße und majestätischer Rüde’ zu bewegen. Vorsichtig tänzelte Naphora über den Schnee, den Kopf hoch erhoben, da sie so oder so nichts sehen konnte.
“Warum willst du das, Leam?“, wollte sie wissen.
“Werde jetzt aber nicht korybantisch. Der braune Rüde, der größere – das hässliche Eisblut denkt, er hat Begleitung mitgebracht. Und ich wittere einen Duft, der deinem oslensiv gleicht.“
Die Augen der Braunen weiteten sich. Sie konnte es nicht fassen. “Sag, wie weit ist sie weg? Wir haben sie gefunden! Oh Leam, wir haben Najnané gefunden! Jetzt wird alles besser!“
Innerlich spürte Naphora den wallenden Zorn der gläubigen Kriegerin. Sie fühlte sich missverstanden und war ärgerlich über die Naivität, Gutgläubigkeit und Voreiligkeit.
“Ich habe nicht gesagt, dass sie hier ist, du dummes Stück! Ich sagte, ich wittere eine Fähe, ähnlich deiner Fährte. Und sie scheint hier in der Nähe zu sein!“
Natürlich spürte die hübsche Fähe die Diafonie in der Stimme ihres Parasiten, schneidend wie eine hässliche Desmitis, aber sie ignorierte diese geflissentlich. Es musste einfach ihre große Schwester sein! Was anderes war gar nicht möglich!
Naphora hielt an, und Leams Erläuterungen, wohin sie treten sollten, verstummten.
“Was ist?“, flehte die Steppenwölfin förmlich, “sag schon, siehst du sie? Meine braune Schwester? Groß und mächtig, schön und frei, wild und unbesiegbar?“
Die Antwort war ernüchternd. “Der fremde Rüde hat sie jedenfalls nicht mitgebracht“, erklärte Leam. In Naphora starb zur gleichen Zeit etwas – Hoffnung. Aber da war der größere Teil der Hoffnung, der in der Brust des Körpers glühte wie ein Feuerball – sie tappte unbeholfen, fast schwebend, auf die unfreundliche Weiße und den Braunen zu und öffnete den Kiefer. Leams Knurren, welches diese unverholen ausstieß, überspielte sie mit einem kleinen Husten, dann sagte sie:

“Bitte, Wölfe. Ich suche nach der Fähe Nanjané. Wir wittern sie. Ist sie hier? Sagt es un-… mir bitte!“

“Dein Flehen bringt doch rein gar nichts, du dumme…“, knirschte Leam wütend, “du hättest ihnen androhen sollen, sie beide zu beseitigen, wenn sie es dir nicht sagen. Ach, wenn ich doch meinen alten Körper wiederhätte, schwarz, stark und schön wie die Nacht…“
Naphora schüttelte peinlich berührt den Kopf, die anderen mussten sie jetzt sicherlich für eine Spinnerin halten. Aber das war sie doch auch, oder? Sie hatte diese dekompositorische Leam im Kopf, eine schwarze, wütende Fähe, die nach Rache gierte. Daran war alles verrückt.
“Sag mir lieber, was sie antworten“, bat Naphora, ebenso neugierig wie kleinlaut.


[Lauscht Ilâd & Tainic/Essayi >< ignoriert Ritus >< geht zu Chairon & Neala >< Leam wittert Nanjané und Naphora fragt nach dieser]
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2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 Vide
BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyMi Jun 02, 2010 3:33 pm

Dieser kleine Wolf, dieses kleine weiße Tier dessen Fell von dem beinahe scheuen Licht angestrahlt wurde stand dorten und starrte Satyr mit großen, beinahe schon kindlichen Augen an, als wäre es ein kleiner Welpe welcher einen großen Krieger anblickte, ein Krieger der seinen Weg ständig nur mit Leichen pflasterte und die Lücken zwischen ihnen mit warmen, klebrigen Blut ausgoss. Seine Augen spiegelten das Blut wieder, das Blut welches langsam fest wurde, trocknete und dunkler wurde, denn ihre Farbe, die Farbe dieser Seelenfenster war nicht die von frischem Blut von dem man noch erwartet das es durch den Körper pulsierte. Die Seelenfenster, Spiegel von Dunkelheit, ja vielleicht auch von Wahnsinn, einem Wahnsinn der jedoch nicht den Geist vernebelte, waren auf das Tier gerichtet das von der selben Farbe geziert wurde wie der große, schon ziemlich alte Rüde. Man konnte sagen was man wollte, Aszeyn Satyr, er war eindeutig eindrucksvoller als dieses kleine Tier, er war so viel muskulöser als der jüngere und auch größer, doch irgendwie amüsierte ihn diese noch beinahe kindliche Schlaksigkeit, des KLEINEN. Vielleicht würde man es bei anderen Wölfen liebevoll nennen, wenn er einem anderen Tier so einen Spitznamen gab, doch bei ihm rührte das alles nur aus reinem Spott her, Verachtung gegenüber diesem kleinen Wesen, er würde es wahrscheinlich offensichtlich auslachen wenn das ihm sein eigener Charakter nicht untersagen würde. Das leicht hämische glitzern in seinen Augen zeigte kurz, vor so wenigen Sekunden seine Gefühle gegenüber dem anderen Wesen, doch man konnte es kaum richtig erkennen, man konnte kaum bemerken was es denn bedeutete, denn so schnell war es verschwunden und nur so kurz und leicht war es da gewesen. Der große Rüde legte leicht den Kopf schief, man konnte sehen wie sich sein Kiefer leicht öffnete und seine langen Zähne zeigten sich, dies war nicht das Gebiss eines alten Wolfes, nein das war auch nicht die Waffe eines gottesfürchtigen Kriegers, es war das Werkzeug von jemanden der seine Rasse langsam ausrotten wollte. War es krank, wenn man es genoss das leiden seines eigenen ‚Volkes’ zu sehen? War es krank, wenn das blut heftiger durch die Adern pulsiert wenn man Panik in den Augen anderer sah? Vielleicht, doch dem Rüden ging es ziemlich sonst wo vorbei, vielleicht war es wirklich krank, doch er war so, er genoss es, es war sein Leben!

Starr ruhig junges Ding, wirst du auch noch starren wenn sich meine Zähne in dein Fleisch graben? Ja wahrscheinlich, doch dann wird das starren voller Panik sein, aber wirst du auch noch starren wenn dein Blut in mein Maul läuft? Wenn ja, dann wirst du etwas sehen, wirst du vielleicht zum ersten mal wirkliche Emotionen in meinem Antlitz sehen, doch wahrscheinlich keine die dir gefallen werden. Bin ich denn so faszinierend? Wahrscheinlich. Ein Mörder ist immer faszinierend, bis er dann sein Werk beginnt, dann wird man zu seinem gehassten der es nicht wert ist das man ihm in die Augen schaut, doch zu vor wird man angestarrt bis die Wesen vor Angst erzittern ihre Panik die Augen beinahe zu platzen bringt. Es entspricht euren niederen Sein, dass ihr so etwas wie mich nicht begreift, also starr ruhig junger Wolf, denn wenn ich dein Blut trinke, dann wirst du für immer starren!

Was stellte Satyr da? Eine große, eigentlich schöne, reine und lichte Gestallt, welche jedoch halb mit dem Schatten verschmolzen war, Perfektion, ja es war Perfektion so zwischen licht und schatten zu wandeln ohne zu einem von beidem zu gehören. Doch jeder der den alten weißen Wolf eine mystische Gestallt nennen würde, wurde schon bald von dem blutigen Pfad des Wolfes auf den Boden gerissen, dazu gezwungen die Welt nicht durch eine rosane Brille zu sehen. Die Lefzen des Tier zuckten leicht, eine minimale Mimik, während er seinen Blick auf das andere weiße Tier richtete, kalt blieben sie, eiskalt. Anscheinend lag dieses Wesen im sterben, doch es kümmerte ihn nicht, kein Mitleid konnte sich einen Pfad in sein Herz bahnen, es kam nicht über die kalten Mauern die sich so ewig hoch um dieses kleine Organ geschlossen hatte. Der weiße Riese senkte leicht den Kopf, seine Ohren waren starr aufmerksam nach vorne gerichtet, während sich sein Gewicht leicht auf die Vorderbeine verlagerte, doch er tat keinen Schritt zu dem Tier, denn wenn würde er es nicht tun um ihm zu helfen, sondern um seine Zähne in ihre Kehle zu graben und ihr leiden ein für alle mal zu beenden, oder sie nur noch zu verlängern. Ihr Geruch, vermischt mit Wasser, es war ein Gestank der ihm die Sinne rauben wollte, ihn ersticken wollte, doch zu seiner Freude wusste er doch, kein Geruch könnte ihn aus der Bahn werfen oder ihn ersticken, nein er würde immer hier stehen, groß und kalt wie eine aus eis geschnitzte Skulptur. Nur, schoss der Gedanke in ihm hoch, musste er sich merken niemals aus diesem Bach zu trinken, jedenfalls nicht an der Stelle, denn er wollte nicht unbedingt mit etwas in Berührung kommen wollte was von einem verpesteten Körper wie diesem verseucht worden war. In seinem Kopf bedachtete er die schwache Fähe dort vor sich mit weniger charmanten Bezeichnungen, denn er konnte wieder einmal nur Verachtung und Spott für sie in seinem kalten inneren zusammen kratzen. Vollkommen ruhig, doch mit einem gewissen aggressiven Stolz und seiner üblichen düsteren Ausstrahlung hob er wieder den Kopf, durchbohrte den jüngeren Rüden erneut mit seinem Blick. Die Worte die zuvor so elegant, kühl über die Lefzen des Riesen geglitten waren wurden nun von diesem unwissenden Wesen aufgenommen, doch nicht so vollendet wieder zurück geworfen.

“Ich habe nicht darum gebeten zu erfahren was ihr wisst oder nicht! Ich wollte etwas über diesen Ort und über dieses Rudel erfahren, nicht über euren Geist, eure innere Stärke!“ Scharf aber trotzdem melodisch erfolgte der Klang, während er das Wesen weiter mit seinem Blick durchbohrte. Sei vorsichtig – werde dir im klaren was man von dir will, Welpe, denn noch so eine Antwort könnte Schmerzen bedeuten, könnte deinen Tod bedeuten, ich hab nicht vor ewig mit dir über belangloses zu reden! “Würde ich zu diesem Rudel gehören, so würde ich doch kaum Auskunft wollen! Schaltet euer Gehirn ein – oder das wenige was ihr besitzt bevor ihr so etwas Sinnloses von euch gebt!“ Es war seine übliche Art einem anderen Wesen so hart in die Parade zu fahren, als wolle er alles unterwerfen was es gab und das war nicht nur ein schein, nein er hatte es wirklich vor. Trotz der härte in seiner Stimme zeigte sich keinerlei Emotion auf seinem Antlitz, es blieb so kalt und Gefühllos wie es zuvor gewesen war, nur seine Worte rollte über seine Lefzen.

Etwas, nein Jemand näherte sich der kleinen Gruppe, bestehend aus den drei weißen Wölfen und einer Fähe die scheinbar von einem Land kam, weit entfernt, denn Angehörige ihrer Rasse waren dem rotäugigen noch nicht oft zwischen die Fänge geraten. Aufmerksam wand er den Kopf in die Richtung wo die Neue Fährte zwischen den Ritzen des Bodens heraus quoll und sich über den Körpern der Wesen ergoss, als wollte er sie ersticken wie der Gestank der liegenden. Seine Lefzen zuckten wieder leicht, doch es war kaum merklich, so wie man sonst auch keine in seinem Gesicht oder in seinen Augen ablesen konnte. Viel zu laut nach seinem Geschmack kam eine Fähe zu ihnen, schloss zu ihnen auf und ihr weißer Körper passte perfekt zu den anderen, doch er fand sie weder wert seinen Blick länger auf ihr ruhen zu lassen noch sie sonst irgendwie zu bewundern, zu betrachten oder sonstiges. Sie war für ihn keine Schönheit, an ihr war nichts besonders, sie war nur eine flackernde Lebensflamme die er jeden Moment erlöschen konnte, doch sie schien etwas zu verbergen. In den ersten Augenblicken schien es ihm als wäre sie nur eine Jägerin dieses Rudels und wolle sich naiv den Fremden an vertrauen, doch sie strahlte etwas aus was so gar nicht zu dieser Einstellung passen wollte, etwas vollkommen gegensätzliches das ihn aufmerksamer werden ließ. Vielleicht war es das was ihn dazu brachte die Fähe zu betrachten, während er die Augen leuchtend in die des fremden Tiers bohren ließ, er schien nachdenklich wie so oft. Der Blick den sie ihm schenkte schien nahezu streng, als wäre sie seine Mutter die ihn erziehen wollte, doch diese Fähe konnte nicht wissen was er mit seiner Mutter getan hatte, sie wollte es wahrscheinlich nicht einmal wissen und er würde es ihr auch nicht auf die Nase binden. Gelassen erwiderte er diesen Blick, seine roten Augen schienen unbekümmert und kalt wie eh und je, als könnte niemand ihn aufwühlen und dazu bringen großartige Emotionen zu zeigen, Emotionen die verräterisch waren, doch bei dieser kalten Gestallt überhaupt nicht vorhanden zu sein schienen. Sie tat so als habe er seine Frage an sie gerichtet, das zeugte von ein wenig Intelligenz, denn sie verbarg sich, so viel konnte er aus anderen Wesen lesen, die jüngern vermochte sie wahrscheinlich zu täuschen, doch er hatte schon viele Jahre überlebt und in viele Gesichter geblickt die versucht hatten ihm etwas zu verheimlichen. Vielleicht war dieses Wesen ein Tier das einen höheren Rang bekleidete, es kümmerte ihn nicht, denn der Rang machte ein Wesen noch lange nicht unsterblich, es kümmerte ihn auch nicht ob sie sich vor ihm verbarg, versteckte, denn er hatte nicht vor sich irgendwelche Informationen zu erschleichen und diese gegen seinen Namen und eine Antwort auf ihre zweite Frage zu tauschen. Kalt und scharf, kühl und vollkommen neutral schwang sich seine melodische Stimme in die Luft, erstickte jeden Versuch ihn weiter zu täuschen im keim, während er dieses scheinbar ziemlich stolze Wesen anblickte.

“Mein Name hat dich nicht zu kümmern Fähe, ebenso wenig wie es dich zu kümmern hat was ich hier will, solltest du wirklich nur eine Fähe sein, die du sein willst! Versuch andere zu täuschen und nicht mich, doch sollte es deine Sorge sein, ich will nicht viele Informationen über dieses Rudel, denn das was ich wissen wollte habt ihr mir schon verraten! Versucht die Welpen hier zu täuschen und habt erfolg, seid froh das es nicht in meinem Interesse liegt eure wahre Identität auf zu decken!“

Er sprach beinahe beiläufig, als würde ihn das alles hier kaum kümmern, denn er hatte eine der Informationen die er wollte, hier lebte wirklich ein Rudel, ein Rudel in dem man seinen Schatten verbreiten konnte, das man unter dem Unheil erzittern lassen konnte, sie hätte das nicht sagen sollen, doch scheinbar hatte sie vorlauter Schauspielkunst vergessen auf scheinbar so unwesentliches zu achten, auch wenn die vielen Fährten die zusammen Rottung eigentlich schon verraten hatte, so hatte Satyr nun doch Gewissenheit über den verbleib der vielen Wesen.
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Acadris Lyraél

Acadris Lyraél


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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyFr Jun 04, 2010 12:30 pm

Acadris verstand nicht so recht, was der lichte Rüde ihm sagen wollte. Hatte er etwa einen Fehler gemacht? Unbeeindruckt von dem Gemecker des Gegenübers betrachtete Acadris weiterhin mit großem Interesse. Der Wolf war anders, das spürte er. Doch in welchem Maße und inwiefern vermochte er nicht zu bestimmen. Stattdessen wahrte er den Anschein, nichts davon zu merken.

„Ich habe durchaus ein Gehirn, Wolf."

Die Erwiderung des weißen Rüdens klang beinahe gleichgültig, so, als ob ihn die Worte des Rüdens vorhin nicht interessieren würde. Mit der Geduld eines alten Greises ließ sich Acadris auf seine Hinterläufe sinken, nahm eine gelassene Haltung ein. Seinen Blick hatte er noch immer auf den Rotäugigen gerichtet, dessen ungeteilte AUfmerksamkeit Acadris für einen Augenblick genießen durfte.
Dann jedoch durchbrach eine fremde Stimme dieses wunderliche Schweigen und kurz darauf sah sich der Wolf einer weißen Fähe gegenüber.

Neue Bekanntschaften... Zu viel für einen einzelnen Tag, denke ich. Viel zu viele. Zu viele unangenehme... Der Kerl da hat ja Probleme.. Ob er wo dagegen gelaufen ist? Muss ja nicht gleich so wütend werden, nur, weil man mal was fragt. Und die andere? Die Weiße da am Ufer ist ja auch nicht ganz auf der Höhe. Der Mähnenwolf ist seltsam. Sowas habe ich noch nie gesehen... Ob sie einigermaßen normal ist, zumindest vom Charakter her? Ich hoffe nur, dass die Weiße eine einfache Fähe ist, so, wie sie es zu sein vorgibt.

"Mein Name lautet Acadris Lyraél, nennt mich Acadris. Oder einfach, wie es euch beliebt... Mich führt kein nennenswerter Grund in dieses Gebiet, ich bin viel mehr auf der Suche nach... nach was? Einer Heimat, denke ich. Ich komme garantiert ohne böse Absichten, Fähe.
Sagt mir nun doch euren Namen und was hier in dieser Gegend vor sich geht."




[Spricht mit Isaky und Satyr]

Sorry, ziemlich kurz... Aber ich hab nicht wirklich Zeit, will das RPG aber nicht ganz links liegen lassen..
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Saravyi

Saravyi


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BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptySo Jun 06, 2010 6:24 pm

Die Kälte schien sie zu quälen, der Winter hatte noch nie zu ihren Vorlieben gezählt. Die Kälte, die Stille. Alles schlief, war es nicht ohnehin schon tot. Der Wald bot nicht weiter den erhofften Schutz, denn die saftigen grellen Farben waren schon vor Monaten abgeklungen und verblasst. Es gab nichts mehr, was ihren roten Pelz in der Umgebung verschwinden lassen würde, nicht die dunklen breiten Stämme mächtiger blattloser Bäume, nicht die zarten, greifenden Äste vom vor Kälte erstarrten Gestrüpp, nicht das triste Braun der harten Erde und auch nicht das durch anhaltend kalte Temperaturen an seiner Verwesung verhinderte Laub auf dem unnachgiebigen Boden. Die rote Fähe hatte den hageren Körper getragen von langen Beinen gegen einen der massiven, rauen Stämme gedrängt, von welchem nun die harte Rinde gegen fein abgezeichnete Rippen drückte. Der Winter, er zeichnete sich wie ein Gefängnis, unausweichlich und überall. Zaghaft warf die Fähe den hoffnungslosen Blick einem grauen Himmel entgegen, entdeckte jedoch lediglich das starre Gitter zahlreicher verästelten Baumkronen, denen jedes zierende Blätterdach gänzlich fehlte. Kein Vogel gab einen Laut von sich, keines der kleinen Häschen wagte sich aus seinem klammen Erdbau. Die Fähe hätte sich gern geschüttelt nur um dieses beklemmende Gefühl der alles umgreifenden Kälte loszuwerden, hatte sich der Gruppe von Wölfen soweit genähert, dass der magere Körper eingenommen von Spannungen und Aufmerksamkeit steif geworden war. Das Rückenfell hatte begonnen sich senkrecht von der Haut zu stellen, der Nasenrücken war leicht in Falten gelegt. Selbst die zwecklosen, verräterischen Markierungen kleiner Häschen, die verzweifelt ein eigenes Revier aufzuziehen versuchten, waren nun in den Hintergrund gedrängt wurden. Die Gruppe hatte sie entdeckt, eine weitaus größere Ansammlung heuchlerisch stolzer Tiere als Saravyi es erwartet hatte. Mit einem Gemisch aus verachtender Distanz aber auch genügend Angst um die am leisen, zierlichen Faden hängende Existenz musterte das rote Tier mit den großen Ohren ihre neue Umgebung im Beisein fremder Wölfe. Was wäre nun eine angemessene Reaktion? Was würde nun mit ihr passieren? Sollte sie lieber wieder laufen? Davon laufen und erneut zum Besten geben wie fehlerhaft ihr Dasein war? Was für ein Unsinn es gewesen schien ihrem roten Körper etwas Leben zu gönnen?

Doch auch wenn unabstreitbare Kümmernis bereits ihren Platz im wirren Verstand der Roten eingenommen hatte, konnte Saravyi ihr Ärgernis gegenüber solchen vom Stolz verformten, untoleranten Tiere nicht verstecken. Was waren sie? Was dachte sie sich? Was machte einen solchen plumpen Wolf mit derart kurzen Beinen um so vieles besser? Saravyi gab in Gedanken ein leises Knurren von sich, schüttelte kaum merklich den Kopf und senkte ihr Haupt um das aufgestellte Nackenfell in seiner Wirkung zu unterstreichen. Abwehr, Distanz. Ihr ganzes Wesen drängte um Nachsicht, man möge sie am Leben lassen. Schließlich wollte sie nichts, fürchtete sich vor Schmerzen und der Boshaftigkeit solcher selbsteingenommener Tiere. Bereute es, dem Ruf eines Selbigen nachgegangen zu sein in der trügerischen Hoffnung auf Wataru zu treffen. Das Leben schien sie mit all’ ihren Schwächen und Fehlhaftigkeiten im Griff zu haben. Sie war der Spielball eines jeden Rudels, aller Verrückter und vom Wahnsinn geprägter Existenten. Für den Bruchteil einer Sekunde glitt ächtlich funkelnder Hass durch den tiefgründigen Blick starrer brauner Augen, die große Gruppe stämmiger Wölfe wurde vorsichtig und dennoch gründlich inspiziert. Beinahe gänzlich weiße Tiere, geboren vom Schnee und von der beisenden Kälte des Winters. Ihre Herzen schienen nicht existent oder von der Einseitigkeit getötet, denn keines der anwesenden Geschöpfe schaffte es eine Art von Sympathie auszustrahlen. Sie alle schienen Streuner, wirre verschlagene Tiere, jedes auf seine eigene Art und Weise eine Beleidigung der Götter. Und als würden sie diese Tatsache erkannt haben, und ganz nach der Eigenart der Wolfswesen etwas Schlechteres suchen, auf das sie die hoch gelobte Existenz stützen konnten, begegnete Saravyi feindlich, wenn auch mit einer leisen Spur stiller Angst den Blicken dieser Wölfe. Sah die Abneigung gegen ihren roten Körper, den Spott in funkelnden, leuchtenden Augen und die heimlichen Beleidigungen in der Stimme der Fähe, welche nun ihre spitzen Wörter an Sara gewandt hatte. Doch schien das helle Tier nicht gewollt zu sein ihren roten Gegenüber auch zu Wort kommen zu lassen. Zu niedrig schien ihr das Bestehen von Saras rotem Körper im Revier eines scheinbaren Rudels. Die Rote wich einen Schritt zurück, gab erneut ein leises, kaum hörbares Knurren von sich und hob erneut in bissiger Abwehrgestik die Lefzen.

Was erhebt ihr eure hochgefeierte Stimme, Fähe, wenn ihr nicht gewillt seid eine Schande wie mich zu Wort kommen zu lassen? Mit was soll ich euch meinen Dank beweisen, als dass ihr euch dazu herablasst mich aufzuhalten und mir meine Nichtigkeit und mein Unerwünschtsein auf diesem Stück Land mitzuteilen?

Die rote Fähe konnte sich ihren keifenden Ton nur schwer verkneifen, hatte sich in den Tagen und Nächten ihres Lebens aus Angst vor den Reaktionen auf ihr nicht akzeptiertes Wesen eine aggressive, abweisende Art zugelegt. Dass die häufig vorwurfsvollen, zickigen Antworten einen netten Umgang nicht gerade forderten und hervorrufen würden, schien hierbei vollkommen unwichtig. Jahrelange Peinigung lässt irgendwann einmal das Ziel auf ein friedliches Zusammenleben verdorren und rief bei der zierlichen Fähe lediglich verzweifelten Hass hervor.

Was wollt ihr? Aufgeblasene, selbsteingenommene Wolfstiere? Wo ihr ständig einen unter euch braucht um die von Gott gegebene, hochgelobte Existenz zu feiern? Seid ihr denn nicht in der Lage genügend Selbstliebe aufzubringen um euch selbst zu feiern? Seid ihr nicht weit genug um andere Arten neben euch zuzulassen, wo ihr doch alleine vollkommen verloren scheint und im Kopf seltsam wirr werdet? Lasst mich in Ruhe! Wenn ihr mich doch schon so spottend mustert, warum scheint es euch doch so schwer fallen mich in eurem Revier verweilen zu lassen? Glaubt ihr nicht ich verschwinde von selbst, wenn ich doch eine derart niedere Kreatur zu sein scheine und hier nicht finden werde nach welchem ich auf der Jagd bin?



[ In Abwehrhaltung der Gruppe zugewandt | Zischt Isaky an | Misstrauisch gegenüber den anderen ]
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Inzanami

Inzanami


2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 Vide
BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyMi Jun 09, 2010 9:53 am

Sie wurde geistig in die Höhe gehoben, schwebte auf den Flügeln des Gottes Hotei empor zum Himmel, erlebte stille Glückseligkeit während ihr Körper zwischen den sich ankeifenden lag, bewusstlos. Und sie wusste, dass es so sein sollte. Sie sollte den Streit aus neuer Perspektive erleben um nachher einschreiten zu können. Ihr Inneres Ich, welches neben Hotei in den Wolken stand, sah nacheinander die Wölfe an, die sich um ihr körperliches Ich versammelt hatten. Da war der weiße, Acadris, der ihr gesagt hatte dass keine Sterne mehr da waren. Ihn einzuschätzen war noch leicht. Seine Gesinnung war nicht schlecht. Ihm würde sie noch am ehesten Vertrauen schenken, Nicht aber dem großen weißen mit den roten Augen. Ihn umgab eine finstere Aura, eine ferne Ahnung von Blut. Nein, er war mit Vorsicht zu genießen. Und dann war da noch die weiße Fähe. Inzanami's Inneres Ich neigte den Kopf. Die Ansichten der weißen waren wie Nebel, undurchsichtig und nicht zu greifen. Was verbarg sie? Wer war sie?. Und die Rote, die ihre Worte in die Welt hinauskeifte. War sie wirklich so...verloren? Inzanami fühlte Liebe in ihrem Inneren Ich aufsteigen. Liebe für die gepeinigte Seele der Roten und Liebe auf höherer Ebene für Acadris. Sie verdienten es. War es das gewesen was Hotei ihr hatte zeigen wollen? Ihr Inneres Ich vereinigte sich wieder mit ihrem Körper und Inzanami öffnete leicht die Augen. Stimmengewirr brandete über sie hinweg und erweckte sie aus ihrer nachhaltigen Bewusstlosigkeit. Langsam und wacklig erhob sie sich in eine Sitzende Position

"Warum streitet ihr? Warum keift ihr euch an? Ist die Welt nicht schon grausam genug? Müssen sich nun auch schon Artgenossen wörtlich an die Kehle gehen?"

Ihre sanfte Stimme hatte etwas von einem verklingenden Regenschauer der eine Wüste benetzte. Wie Nebel der zwischen den taugetränkten Blüten im Frühling hing. Sie hatte die Augen wieder geschlossen und den Kopf leicht zum Himmel erhoben. Neben sich nahm sie Acadris wahr. Und weiterweg die anderen drei. Wenn sie es schaffte wenigstens Acadris und die Rote zu besänftigen, hatte sie einen Teil ihrer von Hotei vorgegebenen Aufgabe erfüllt


[direkt bei Acadris - weiter weg Aszeyn Satyr, Isaki & Saravyi]
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2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 Vide
BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptyDo Jun 10, 2010 5:09 pm

Nun schien die rotbraune Fähe leicht verwirrt drein zu schauen. Es machte sie wütend. Warum reagierte die Fremde nicht auf sie? Nunja, Dies sollte ihr nur recht sein. Immerhin konnte Nanjané so ihren Weg – der sie bis her nirgendwo hin führen wollte – fort setzten. Mit einem leichten knurren wandte sich die kräftige Nanjané von der fremden Grauwölfin ab. Sie begann eine Pfote vor die Andere zu setzten, diese Bewegung vollführte sie immer schneller bis sie schnell davon rannte. Ihre großen Pfoten stemmten sich in den weißen Schnee, so hinterließ sie große Spuren. So als wäre nichts gewesen lief sie fort, weiter in den Wald hinein und entfernte sich von der Rudelgrenze. Keinen einzigen Gedanken verlor sie mehr an die Begegnung von eben.

Der Sprint der 4 Jährigen Fähe war nicht von langer Dauer. Nach nur gefühlten Sekunden blieb die Rotbraune wieder stehen und riss ihren Kopf zu allen Seiten um sich genau umzusehen. Ihre orangenen Augen tasteten sich durch den kahlen Wald. Sie witterte etwas, es schienen zwei.. nein drei Wölfe zu sein. Zwei dieser Gerüche kamen ihr bekannt vor. Einer davon war eindeutig Nealas Geruch, Die Schwester Isakys und Asriks. Bis her hatte Nanjané nicht viel mit dieser weißen Fähe zu tun gehabt doch dies könnte sich ja nun ändern. Der zweite Geruch.. sie war sich so sicher das sie ihn kannte, doch genau zuordnen konnte ihn die 4 Jährige Fähe nicht. Der letzte Geruch war ihr eindeutig Fremd. Die rotbraune, kräftige Nanjané versuchte nun erneut die drei Wölfe ausfindig zu machen.

Langsam kroch Nanjané nun weiter voran, weiter auf die drei verschieden Gerüche zu. Es dauerte nicht lange da konnte sie die Umrisse der drei Wölfe erkennen. Etwas versteckt hinter den kahlen, Schnee bedeckten Bäumen blieb Nanjané stehen und beobachtete Neala, den fremden Rüden und die fremde Fähe. Sie konnte nicht wirklich erkennen wer diese zwei anderen Gestalten waren, so entschloss Nanjané sich, sich endgültig zu zeigen. Mit einem großen Sprung nach vorne überquerte sie einen Schneehaufen und lief auf die drei zu. Dabei haftete ihr Blick mehr auf den beiden Fremden als Neala, doch warf Nanjané der weißen Fähe einen nicht wirklich vielsagenden Blick zu. Grüßen wollte sie diese damit jedoch nicht.

„Was soll das denn hier werden?“

Während Nanjanés tiefe und auf eine Art provozierende Stimme ertönte spannten sich gleichzeitig jeder einzelne Muskeln in ihrem Körper an. Die Fähe kam zum stehen und befand sich nun direkt neben der kleinen Gruppe. Sofort betrachtete sie die ebenfalls braunrote Fähe. Dieses Gesicht mit diesen Augen.. Dieser Geruch. Er brachte die herbstfarbende Fähe zum nachdenken. Diese Wölfin erinnerte sie an jemanden aus ihrer Vergangenheit. Erinnerte sie an.. an Naphora, ihre Schwester Naphora. Kurz stockte die kräftige Fähe, konnte dies möglich sein? Diese Wölfin schien verrückt, ihre Augen. Dies konnte nicht Naphora sein. Sie wollte abwarten, abwarten auf die Reaktion der Fremden. Nanjané wollte sich nun nichts anmerken lassen und drehte ihren Kopf zu Neala. Dann glitten ihre stechenden Augen über den Köper des Rüdens. Dieser war ihr zu 100% fremd...


[ erst bei Skana | geht fort; trifft auf Neala, Naphora & Chairon; geht zu ihnen ]
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2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 Vide
BeitragThema: Re: 2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.'   2. Kapitel | 'In den Fängen des Winters.' - Seite 5 EmptySa Jun 12, 2010 12:58 pm

[Entschuldigt das schlechte Ende. Ich wurde dazu gedrängt ihn so schnell wie möglich zu posten. Also wurde das Ende - was eingentlich das wichtigste war - Quark mit Soße.]

Langsam wuchtete sich der dünne, weiße Körper durch die ebenso weißen Schneemassen – scheinbar ohne Erfolg. Nur wenige Zentimeter brachte einer ihrer mühsamen Schritte die Fähe weiter. Die Bäume um sie herum schienen immer höher zu werden. Jede einzelne Baumkrone ragte hinauf zum Himmelszelt, kitzelte dieses mit ihren kahlen Ästen und stellte den kleinen Flocken ein erstes, jedoch großes Hindernis dar. Viele der kleinen Eiskristalle verfingen sich an den dürren und zugefrorenen Zweigen, blieben hängen und vereinten sich schließlich langsam zu einer etwas größeren Flocke, welche dann lautlos ihren Platz am Ast verließ und von der Schwerkraft zu Boden gezogen wurde. Es war ein schier unendlicher Kreis. Immer mehr Schneeflocken verfingen sich in den Ästen, um dann denselben Weg auf den Boden zu nehmen, wie ihre Vorgänger es auch taten.
Ein Blick in den Himmel verriet der Fähe, dass es noch lange dauern würde, bis der ganze Schnee, welcher sich in den vergangenen Tagen in den Wolken über ihrem Haupt gesammelt hatte, von der Erdatmosphäre auf den Boden gezerrt worden wäre. Blinzelnd schaute sie sich den verhangenen Himmel an. Die Wolken baten sich einen Kampf. Eine war größer als die Andere. Sie zogen, trotz der Windstille, recht schnell vorüber und machten somit Platz für weitere, noch größere Wolken. Alle hatten sie eine weiß-graue Farbe. Und alle schütteten sie die weißen Kristalle auf den nun schon vollkommen bedeckten Boden.
Weiter kämpfte sich die noch so junge Fähe durch den tiefen Schnee. Ihre Kräfte hatten sie bereits verlassen, doch sie zwang sich selbst weiter zu gehen. Sie wollte erst sicher sein, dass niemand sie finden würde. Niemand sollte sie so sehen, abgemagert und dürr, kraftlos und mitgenommen. Ihre Muskeln waren nur noch ein Krampfhaftes Zerren unter ihrer Haut. Es schmerzte die Fähe, als sich diese zusammen zogen und es schmerzen noch mehr, wenn sie sich wieder entspannten. Sie zitterte. Ihr ganzer Körper war unter kühlt. Ihr Fell wärmte sie nicht mehr genug. Ihre Läufe drückten den Schnee vor sich her, so als wäre sie ein lebendiger Schneepflug. Das Fell was nun die ganze Zeit mit den kalten Kristallen in Kontakt kam, war bereits triefend nass. Die Haut darunter war rot.

Sie hielt inne. Ihre Muskeln entspannten sich und sie wunderte sich, wieso diese noch stabil waren. Die Weiße hatte bei jedem ihrer Schritte die angst gehabt, dass ihre Muskeln hätten reißen können. Denn jedes mal gaben sie ihr ein Gefühl des Schmerzes. Immer wenn sie sich anspannten, spürte sie ein Stechen, ein reißen.
Lange würde sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Bei jeden Schritt den sie machte, bebte ihr ganzer Körper, ihre Läufe drohten unter ihrem Körpergewicht weg zu knicken.
Nun kam ein leichter Windhauch auf und ließ die Schneeflocken tanzen. Die kurze Brise sorgte dafür, dass die Kristalle nicht mehr senkrecht nach unten sanken, sondern in einem Winkel von zwanzig Grad den Erdboden erreichten. Doch so schnell wie der Wind auch aufgekommen war, verschwand er wieder und die Flocken sanken wieder langsam, ungeordnet und senkrecht auf den Erdboden.
Der weiße Körper, welcher in mitten des Schnees nur schwer zu erkennen war, stand reglos da. Den Blick gen Himmel gerichtet beobachtete die Fähe die kleinen, weißen Kristalle, welche wild umher flogen und dann lautlos auf ihrem Körper landeten. Nicht nur die Äste der Bäume waren den Flocken ein Hindernis, nein, auch die junge Fähe war eines. Und zwar ein noch viel größeres. Die Schneeflocken, welche sich in ihren Fell verfingen, würden nie auf den Erdboden kommen. Sie würden nie ihr Ziel erlangen. Bei dem Gedanken daran, dass die Kristalle nie ihr Ziel erreichen würden, wenn sie sich auf ihrem Pelz niederließen, brachte die Fähe zum seufzen. Ein leises, kaum hörbares wimmern drang auf ihrer Kehle und verstummte wenige Augenblicke später wieder.

Der Augenblick kam früher als gedacht. Ihre Beine knickten unter ihrem Gewicht zusammen und die weiße Fähe fand sich auf dem kalten, harten Waldboden wieder.
Die kleinen weißen Kristalle rieselten lautlos auf den Erdboden herab, ließen sich auf ihrem eh schon weißen Fell nieder und bedeckten langsam der Körper der Fähe.
Es darf nicht zuende sein..., schoss es ihr durch den Kopf. Ich muss es schaffen. Für Amur, für Naemi und selbst für Chairon, dachte sie weiter. Aber vor allem für ihn, Aceiîo. Bei dem Gedanken an den Weißen Rüden, riss sie die Augen weit auf und kämpfte sich wieder nach oben. Etwas wackelig stand sie nun wieder zwischen den Schneemassen. Sie würde wieder zurück gehen, würde ihrer Spur zurück folgen. Sie konnte ihn nicht verlassen. Nein, es ging einfach nicht. Gerade, als sich die Weiße umdrehen wollte brach sie erneut zusammen. Es war hoffnungslos. Ein Schritt und sie würde wieder weg knicken und den Boden küssen. Fast widerwillig blieb sie liegen. Regungslos, scheinbar tot. Dennoch konnte man eindeutig erkennen, wie sich ihr Brustkorb leicht bewegte. Noch atmete die weiße Fähe. Doch lange würde es nicht dauern, da würde ihr Herz aufhören zu schlagen.

Überall um sie herum waren Tonnen von Schnee, von weitem würde sie niemand erkennen, nur die deutliche Spur die sie im Schnee hinterlassen hatte würde sie verraten. Oder hatte sie bereits jemand beobachtet?

Langsam verließ sie ihr Bewusst sein. Doch dann, sie spürte wärme. Sie roch ihn. Ja, es war Aceiîo. Wenn das der Himmel war, dann würde sie dort glücklich haben. Vorsichtig öffnete die Fähe die Augen. Was sie erblickte, schockierte sie. Schnee, Schnee und noch mehr Schnee. Nein das war nicht der Himmel. Sie war noch immer auf der Erde. Doch wieso konnte sie ihn riechen, ihr spüren und wieso konnte sie seinen beruhigenden Atem hören? Langsam versuchte sie ihren Kopf anzuheben, erfolglos. Erneut nahm sie alle Kraft zusammen, dachte an den weißen Rüden und schaffte es endlich den Kopf zu heben. Was sie sah, war das was sie nun am wenigsten erwartet hatte. Der große, weiße Rüde mit dem ungewöhnlichen Zeichen auf der Stirn stand neben ihr. Er hatte seinen Kopf zu ihr herunter gebeugt. Kraftlos wedelte die Rute der Fähe langsam durch den Schnee. Er wäre also da, wenn sie diese Welt verlassen würde.

“Ace...“, begann sie heiser. Ihre Stimme war kaum zu hören, sie war nur ein leichter Hauch von dem was sie früher mal gewesen ist. All die Freude, all die Liebe, nichts konnte man mehr aus ihrer sonst so schönen Stimme heraushören. Sie war nur noch ein leises wimmern, ein beten, ein flehen. Alles sollte endlich ein ende haben. Sie wollte nicht länger hier bleiben. Sie wollte dem Weißen keine Last mehr sein. Sie hatte sich entschieden.

“Aceiîo...“ begann sie erneut. “Es.. es tut mir so Leid.“, fuhr sie wimmern fort. “Ich habe immer.. immer nur Probleme gemacht.“, ihre Stimme verlor immer mehr an Kraft. “Aber du.. du sollst wissen...“, beinahe, wäre ihre Stimme komplett abgebrochen doch sie konnte ihre Worte noch vor dem Abgrund bewahren und fuhr nun wieder etwas kräftiger fort. “Dass... ich dich geliebt habe. Immer...“, beim letzten Wort brach ihre Stimme jedoch vollkommen ab und ihr Kopf widersetzte sich nicht länger der Erdanziehungskraft und glitt zurück auf den Kalten Waldboden. Für einen kurzen Moment konnte man noch erkennen wie sich ihr Brustkorb bewegte. Dann setzte ihr Herzschlag aus und ihr Körper lag reglos im Schnee.

Ihr Herzschlag war verstummt. Der Rhythmus war durcheinander gebracht worden um dann zu verhallen. Das Leben der Fähe endete hier. Und ihr leblose Körper lag ruhig da, umgeben von der Weißen Pracht, welche ihre letzten Worte gedämpft und letztendlich verschluckt hatte.

[Allein im Wald / Bricht zusammen / nun in anwesenheit von Aceiîo / Stirbt]
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