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 Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling

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Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling Vide
BeitragThema: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMi Jul 14, 2010 10:57 pm

KAPITEL III : Ein bitterer Frühling


Manche Katastrophen berühren uns so sehr, dass wir sie lange nicht vergessen können. Und je mehr Freunde und Geliebte ihnen zum Opfer fallen, desto größer wird unser Angst, wenn wir ihnen ein weiteres Mal voller Kraft entgegen treten müssen. Genauso und nicht anders, musste es sich wohl angefühlt haben, als die Lawine unsere Schwestern oder Brüder mit sich in den Tod riss. Mit einer unerschütterlichen Wucht schnitt sie uns so ein großes Stück aus dem Herzen, dass wir wohl auch Wochen später noch daran zu kauen hatten. Unter den Verschollenen oder sage ich jetzt besser Verstorbenen fanden sich unter anderem Familienmitglieder, Freunde, Verwandte, Geliebte, Ersehnte und Hoffnungsschimmer, die uns auf dem weiteren Wege nicht mehr begleiten konnten.
Zu bedauern war aber zusätzlich ein viel größer Verlust, der sich gerade im Nachhinein als genauso tragisch wie rätselhaft erwies. Ein fremder Jäger hatte in der Zeit des großen Hungers und der weißen Pracht Schutz in der kleinen, zerbrochenen Gemeinschaft gesucht. Chyrios, ein Wanderer aus dem weiten Süden berichtete von einem Geschwistergespann, das auf seltsamem Wege einen Schlussstrich mit dem Leben gezogen hatte. Seinen Beschreibungen zufolge, handelte es sich um den bereits berüchtigten Seâtan und seine beiden Geschwister, Chivan und Maekyth. Der Tod dieser drei Wölfe schien ihn so unerwartet getroffen zu haben, dass er vor lauter Ratlosigkeit nicht erklären konnte, wie solch’ stattliche schneller Läufer in ihrer höchsten Blüte nacheinander auf so grausame und mysteriöse Weise den Tod finden konnten.
Den folgenden Diskussionen war nur zu entlocken, dass es sich bei Chivan und seinen Geschwistern wohl um Gotteskinder gehandelt haben musste. Wie die übrig gebliebene Alphawölfin zu erklären versuchte, rührte ihr sonderbares Ableben, von eine Art Verbindung zwischen drei Körpern und Seelen, die ohne das gute Wohl des anderen nicht fortbestehen konnten. Höchst selten und genauso gefährlich.


I’LL WISH YOU THE VERY BEST
I’LL GIVE YOU EVERYTHING I HAVE
‘CAUSE YOU’RE THE REASON TO SMILE THE WORLD AWAY



Doch der Frühling sollte Linderung bringen. Nachdem sich Chyrios wieder auf Reisen machte, kehrte endlich Ruhe in das aufgestachelte gemeinschaftliche Dasein ein. Übrig geblieben war ein bunter Haufen von recht orientierungslosen Gefährten, die sich unter der Führung von Isaky und ihrem Bruder Asrik zusammenfanden. Den milden Temperaturen zum Dank erholte sich die Natur von den letzten Strapazen des eisigen Winters und vermochte trotzdem nicht jede Herzenslücke zu schließen.
Aber das sprießende Grün und der süße Duft des aufblühenden Lebens sollten neue Hoffnungen wecken. Vergleichsweise mit einem Fieber, das wie ein Blitz zuckend über die Köpfe der Wölfe glitt, schienen sich die alten Daseinsgeister endlich zu reanimieren. Die Zeit der ruhelosen Trauer war nun endgültig vorüber und es galt nach Vorn zu blicken.
Trotzdem war nicht alles perfekt. Die Schatten lasteten schwer auf den Schultern der stolzen Jäger, denn nicht alle schienen sonderlich zuversichtlich. Ein düsterer Hauch von Frustration hatte sich in den Köpfen eingenistet – dieses Unbehagen, das sie an der Kompetenz und Führung noch rechtlich zweifeln ließ. Aber auch die ruhelosen Schutzherren der Gemeinschaft machten keinen sonderlich zufriedenen Eindruck. Bedachte man die herannahende Schlechtwetterfront mit ihren nebligen Begleiterscheinungen, konnte man durchaus von einer Verstimmung der Wetterlage sprechen. Ob nun die Patronen ihrer Enttäuschung freien Lauf ließen, oder ob Mutter Natur einfach einer gedrückten Laune unterlag, blieb zu interpretieren.

    # ein großer Teil des Rudels starb durch die Lawine

    # nach den Ereignissen des Winters, trägt der Frühling neue Hoffnung in das leere Land

    # die Gemeinschaft untersteht augenscheinlich der Leitung von Isaky und Asrik

    # es herrschen noch einige Uneinigkeiten unter den Rudelmitgliedern

    # einige Fremde haben sich zum Rudel gesellt oder sind wieder gezogen

    # Regen und dichter Nebel naht in den kommenden Stunden

    # es herrschen recht milde Temperturen und der Frühling hält schon seit einigen Wochen an

    # der Morgen ist gerade angebrochen

    (Beachtet bitte, dass alle Wölfe, die bereits im RS eingestiegen sind, schon auf das Rudel trafen! Bei Fragen wendet Euch an das Team)
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Shane Ascenzo

Shane Ascenzo


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyDo Jul 15, 2010 8:31 pm

Die Luft war Regenschwer und trotzdem waren außer ein paar düster dreinblickenden Wolken noch keinerlei Veränderungen am Himmel zu verzeichnen. Und dabei hatte er sich so auf Schlammschlachten gefreut! Wirklich! Trotzdem konnte er die Nässe schon förmlich riechen. Sie war ihm nach dem langen harten Winter das Angenehmste, das lebendigste, das wirklich allerbeste Geschenk, was Gott ihnen machen konnte. Und ja! Da wurde selbst er ansatzweise sentimental! Was für eine Schmach, dass niemand das seichte Lächeln auf den bleichen Lefzen sehen konnte. Er war einfach zu perfekt in seinem körperlichen Gesamtbild aufgegangen und hatte sich dezent in den Vordergrund gerückt, sodass gerade dieser Àmur ihn nicht mit lächerlichem Geschwätz nerven konnte! Da musste er nicht einmal viel planen. Der Schwachkopf kaufte ihm sowie so alles ab, wenn er es nur höflich genug verpackte.

„Und ich dachte der Regen könnte diesen widerlichen Gestank von der Erde waschen.“ Die Lefzen zu einem ausdrucksstarkeren Grinsen verziehend, wippte die Schnauze des Geigers einige Zentimeter seitwärts, sodass er aus dem Augenwinkel einen Blick auf die markante Gestalt des Braunen erhaschen konnte. „Das diese törichte Wölfin diesem Spinner auch alles abkaufen musste!“ Pah. Ein Schnauben folgte der deutlich missgestimmten Tonlage und ließ den Jäger in seiner Bewegung inne halten. Jetzt erst hob sich das stolze Haupt und blinzelten die klaren Seelenspiegel hochmütig dem nahen Rudelplatz entgegen. „Götter! Spukgeschichten! Falsche Ideale! Lügen! Krankhafte Hoffnungen. Das sie es nicht lernen wollen. Dieses Pack! Diese Wahnsinnigen. Verschreiben sich einer Wahnvorstellung und infizieren die noch halbwegs vernünftig Denkenden! Und wenn sie so weiter machen, gibt es bald keinen mehr, der ihnen die Augen öffnen kann!“
Ein aufmüpfiges Knurren verließ den Fang des Silbergrauen, bevor er sich mit einem letzten angewiderten Blick von dem hiesigen Weg abwandte und einen Seitenhacken schlug. Dann eben lieber direkt durch das Unterholz. Hauptsache er musste nicht in die Gesichter dieser Verlierer schauen. Er brauchte ihre Trauer nicht, er konnte sowie so kein Mitleid verschenken, dafür war er einfach nicht geboren. Und schon gar nicht wollte der Jäger hören, wenn sie ihr Leid noch weiter im ganzen Revier breit trugen. Wie gut, dass es so wenige schwarze Wölfe unten ihnen gab, sonst wäre der jämmerliche Trauerzug wahrlich perfekt!

Es war wahr, dass Naturkatastrophen tiefe Wunde schlagen konnte. Leider hatte seine Familie in diesem Bezug immer genügend Hasenpfoten bei sich. Sie überstanden einfach alles und gerade sein heuchlerischer Bruder, war die größte Möchtegernplage überhaupt. Sogar ein Tornado würde ihn nicht von seinen staksigen Beinen reißen. Und Gott war so unbarmherzig! Er war so stur die Wünsche seines größten Verhassers nicht zu erhören! War es denn so verflucht schwer! Ein Unheil folgte meist dem anderen, also wo war sein eigenes!
„Es gibt Schlimmeres als eine blöde Lawine. Das bisschen Schnee, das gibt es wirklich überall! Deswegen so penetrant zu jammern. Gott, wie ich es hasse.“ Da war der Schwarze Geiger schon wieder in einem angenehmen Trab gefallen. Er wusste einfach, dass Àmur ihm folgen würde. Sein Angebot hatte ja damals recht gut funktioniert, auch wenn der Goldbraune vehement den Großen markieren musste. Irgendwann würde es ihm sicherlich noch das Genick brechen. Diesem Taugenichts. Denn bis jetzt hatte er ihm einfach nicht beweisen können, dass er, der große Shane, mit seiner Ansicht falsch lag. Hach ja.
„Wo willst du hin. Ich will eigentlich nur einen verdammt riesigen Bogen um diese Jammerlappen ziehen. Wenn ich auch nur einen von ihnen sehen muss .. ich schwöre, die Lawine ist das Harmloseste was ihnen jemals widerfahren ist!“ Ein leises Zischen verlor sich aus dem leicht geöffneten Fang. Deutliches Missbehagen in jeder seiner Bewegungen, sogar die klaren Seelenspiegel hatten sich leicht verengt und waren nun auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet. Obwohl Ferne? Im Augenblick sah er eigentlich nichts anderes als Bäume, Grün, Gras, Bäume, Blätter, Gestrüpp, Wurzeln und - ?
„Ob wir wohl einen törichten Narren finden, denen wir ihnen als Gott präsentieren können?“ Plötzlich hatten sich die Züge des schalkhaften Jägers erhellt. „Ich wette sie würden uns alles abkaufen! O Gott bring deine Gnade über das Land und heile unsere Seelen!“ Es war so lächerlich. Trotzdem hatte er seine Aufmerksamkeit wieder teilweise auf den Goldbraunen gerichtet. „Und wenn wir keinen Idioten finden, müssen wir dich eben nehmen. Eitel genug bist du ja. Und das bisschen Götterflare .. ist unwichtig.“


[mit Àmur unterwegs]


Zuletzt von Shane Ascenzo am Mo Jul 19, 2010 1:02 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Chairon

Chairon


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMo Jul 19, 2010 5:53 pm

Langsam trottete der Rüde durch die Morgendämmerung. Sie war windig und es konnte jeden Moment zu regnen beginnen, doch noch ließ dieser sich nicht auf die Erde nieder, um sie nass zu machen. Der Winter war hart gewesen und das Rudel hatte viele Krieger verloren. Chairon kannte niemanden dieser und war nur froh gewesen, dass ihm nichts passiert war. Eine Lawine hatte viele unter sich begraben und die schwächsten waren erfroren. Neala und er hatten überlebt und er traf auf ihre Schwester Isaky. Naiv und liebend – nichts für den Rüden. Nun hatte er sich kurzzeitig von Neala getrennt, um sich einmal die Läufen auszutreten. Ein eigenartiger Geruch ließ seine Nase erwachen. Konnte es sein, das Àmur hier war? Nein – wohl eher nicht, denn Naemis Geruch fand er nicht. Àmur würde nicht ohne seine Naemi gehen.

Nachdenklich folgte er dem Geruch Àmurs und dem eines fremden Rüdens. Nach einigen Minuten erhaschte er einen Blick auf Àmur, den anderen erkannte er nicht. Uninteressiert legte sich Chairon plumsend nieder. Es war ihm egal was Àmur wieder für einen Unsinn faselte und der fremde Rüde war wahrscheinlich genauso ein Dummschwätzer, wenn er sich mit Àmur abgab. Was für Narren. Langsam döste der Rüde ein. Der Winter hatte ihm viel Kraft entnommen und es war schwierig genug, sich selbst durchzufüttern – nein – da musste er auch noch eine Fähe durchfüttern. Was hatte er sich mit dieser nur angelacht?

Benommen öffnete er seine Augen. Die beiden schienen weiter gezogen zu sein, doch eine fremde Stimme drang an sein Ohr. „Und wenn wir keinen Idioten finden, müssen wir dich eben nehmen.“ Das war nicht Àmur gewesen, dass war klar. Es war der Fremde Rüde und scheinbar war er doch niemand, der so wie Àmur war und Chairon fand gefallen an der unbekannten Stimme. Langsam stemmte er seine Pfoten in den kalten Waldboden und schüttelte sich kurz. Sein Fell war dick und schützte ihn vor der kalten Brise die die Morgendämmerung hergab. Lange konnte er nicht geschlafen haben, denn am noch dunklen Himmel hatte sich nicht viel getan. Die Sonne würde erst später aufgehen und Chairon hatte noch genug Zeit, bis er zurück zu Neala gehen würde um gemeinsam mit ihr ein Reh zu jagen. Langsam verfolgte er also die beiden und dachte an seinen Weg zu diesem Land. Wie er jetzt, langweilig eine Pfote vor die andere setzte, erinnerte ihn an diese Szenario und widerte ihn an. Woche für Woche hatte er so gelebt, immer auf Reisen und er war es satt. Doch wenn Àmur hier war, so sollten auch Ace und Neéira ihren Weg hierher gefunden haben. Doch wieder deutete kein Geruch darauf hin.

Als er kurz hinter den beiden ankam, blieb er stehen. Àmur hatte sich nicht groß verändert. Sein braun meliertes Fell schimmerte in der Dämmerung und der Fremde – eine ungewohnte Ausstrahlung hatte er, die Chairon schwer deuten konnte. Sein Fell war meliert, von grau über weiß, bis in vereinzelte schwarze Stellen. Er war recht groß, dafür jedoch umso dünner. Seine Augen konnte Chairon nicht sehen, aber er war sich sicher, dass schon viele Lügen durchgeflossen waren. Chairon lief einen großen Bogen um die beiden, um ihnen den Weg abzusperren. Bei ihnen angekommen, bickte er dem Fremden in die Augen. Sie waren Stahlgrau mit etwas blau und bildeten einen wunderschönen Kontrast zu seinem Fell. Àmur schenkte er wenig Aufmerksamkeit.

"Àmur. Dass ich dich noch einmal wieder sehe, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet."

Er blinzelte. Die Frage nach Neéira und Aceiîo Sueên brannte auf seiner Zunge, doch er unterdrückte seine Neugier beim Anblick des Fremden. Er war ihm nicht ganz geheuer, warum war wohl fraglich, denn dieses fremde Wesen konnte der Rüde einfach nicht einschätzen. Er wartete bloß auf eine Antwort Àmurs.


[verfolgt Àmur und Shane | spricht zum ersteren]

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Neesha

Neesha


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMo Jul 19, 2010 11:43 pm

Der leichte und angenehm wohltuende Nieselregeln verwandelte diesen Morgen in ein tristes Schauspiel. Ja, es war Frühling und die Temperaturen sprachen auch nichts anderes, doch das momentane Grau in Grau passte nicht zu den bekannten Frühlingsdüften, den Gefühlen und der neuen Lebensenergie. Dieser Morgen hatte wirklich eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr, er war genau so ausdruckslos und es schien absolut uneinschätzbar, was dieser Tag noch bringen würde. Nebelschwaden vollendeten dieses gesamte trostlose Bild und wäre Neesha nicht Neesha, wären ihre Hintergründe und Taten ihrer eigenen Person unbekannt, so wäre sie wahrscheinlich einer von der gewöhnlichen Sorte Wolf, die an diesen Tagen die letzten Monate Revue passieren lassen würden und sich Gedanken über Verluste und Seelenschmerzen machten. Doch was wäre sie…
Ihr bernsteinfarbener, ausdrucksloser Blick huschte über das Land, sondierte ihre Umgebung und nahm keinerlei drohende Gefahr wahr, genau wie die letzten drei Male in den Nachtstunden, in denen sie sich aufmerksam umgeschaut hatte. Kontrolle war eben besser. Die weiße Fähe hatte ihren schlanken Körper außergewöhnlich entspannt unter das dichte und weit hinab reichende Blätterwerk eines Ahorns gelegt. Hin und wieder entfuhr ihren leicht aufgeblähten Nasenlöchern ein kaum merkliches Schnaufen, sie schien – soweit man das in diese unscheinbare Wölfin hineininterpretieren konnte – zufrieden zu sein. Noch zufriedener wurde sie insgeheim, als sie mit dem nächsten Wimpernschlag zu ihrer Rechten blickte und in die tiefroten Augen ihres Seelenpartners schaute. Einen kurzen Moment lang versuchte sie aus seiner Miene schlau zu werden, doch beherrschte er zugegeben manchmal mindestens genau so gut wie sie selbst, seine derzeitige Stimmungslage zu verbergen. Vielleicht würde er ihr Aufschluss geben, wenn er ihren Blick bemerkt, vielleicht aber auch nicht. Neesha war jedenfalls auf ihre Art dankbar, dass er noch hier war, dass er ihr seine Anwesenheit schenkte. Niemals würde diese Tatsache für die Weiße zu einer Gewöhnlichkeit werden. In seiner Gegenwart pulsierte in ihren Adern immer ein Gemisch aus minimaler zittriger Anspannung und Adrenalin. Cocaine konnte sie nicht gänzlich kalt lassen wie all die anderen, das war unmöglich. Zu viel hatten sie dafür erlebt, zu viel hatten sie gesehen und getan. Mörder.

“Würde ich alles dafür geben zu wissen, was dir in genau diesem Moment durch den Kopf geht, würdest du es mir verraten?“

Durchschnitt ihre dunkle, leicht heisere (zu lange hatte sie sie nicht mehr benutzt) Stimme den trostlosen Nebel. Ein kurzes Strecken ihrer Pfoten ließ die schwarzen Krallen weiter hervortreten, als sie es ohnehin schon taten und so hievte sie schließlich ihren Rumpf aus der seitlichen Liegeposition zu einer aufrechteren. Ihr nie reinweißer Pelz war unter den dichten Blättern nur leicht durchnässt, doch spürte sie dennoch den wohltuenden Film des nieselnden Regens, sodass sie ihre schwarze Schnauze für eine kurze Weile nach oben richtete und die Gerüche ihrer Umgebung einsog. Was für ein friedlebendes Bild sie mit ihrem Cocaine doch abgeben konnte, sofern man das böse Rot nicht beachtete. Was dieses Gebiet und diese Wölfe in der Gegend anbelangte, so hatten die beiden noch keinerlei Worte über ihre weiteren Vorhaben gewechselt. Oft war es still zwischen ihnen, sie kommunizierten auf anderen Ebenen. Doch würde eine Entscheidung bald gefällt werden müssen, versammelten sich schließlich einige von ihnen immer häufiger und bildeten fast schon eine Art Gemeinschaft, aus der sich zwei leitende Tiere immer stärker heraus kristallisierten.



[BEI COCAINE]

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Àmur Bhayalí

Àmur Bhayalí


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyFr Jul 23, 2010 3:06 pm

Es hatte sich über den Winter kaum etwas geändert. Die Welt war gestorben, von Kälte und Schnee zerfressen worden und lebte nun von Neuen auf. Die weiße Decke, die den Grund dieses Tals noch vor Wochen komplett umschlossen hatte, war bis auf wenige Restbestände weg geschmolzen und dort, wo sie sich hartnäckig hielt, wurde sie von mild grünem Graß und tapferen Krokussen zerstoben. Alles endet einmal; Frühling und Winter leben in einem sich stets wiederholenden Zyklus miteinander. Wenn die erste Eisflocke fällt, brodelt unter dem Kern des Waldes schon das neu erweckte Leben. Der braune Rüde mochte den Frühling. Wenn alles neu aufblühte und dem Land sein traumhaftes Antlitz wiedergegeben wurde, doch war es immer auch ein Kampf mit sich selbst. Betrat er den Boden; von Sonnenlicht erwärmt und befreit von Eis und Schnee, sträubte sich ein Inneres Monster in ihm, Freude und Glück zu empfinden – sich mit dem Land über das angebrochene neue Jahr zu freuen. Im Prinzip teilte es das gleiche Leid mit ihm, was ihn vor knapp fünf Jahre überkommen hatte. Wie gern wäre er einfach gestorben, hätte Gott oder dem Teufel seine Seele überlassen und wäre am Boden elendig verreckt. Hätten doch die Raben sein Fleisch fressen und die Ratten seine Knochen zerhacken sollen. Nein. Man musste ihm die „zweite Chance“ schenken und wer auch immer ihm diese ach so tolle Gnade gewähren ließ, sei von ihm bis auf den Tod verflucht. Tod – was war schon Tod? Für den braunen Rüden nichts.

Ein Seufzen dran aus dem Fang Àmurs. Langsam trieb er seine Läufe an und betrat mit festem Schritt die offene Lichtung. Es benötigte keinen sondierenden Blick, keine Fragenden Worte oder ein besonders feines Riechorgan, um ihm zu vermitteln, dass sich Shane unmittelbar in seiner Nähe befand. Man konnte ihn schon fast spüren, so eine negative Aura umgab ihn. Mürrischer Bock. Sturer Esel. Der Braune schüttelte sein Haupt sachte hin und her. Es war noch nie einfach gewesen mit ihm, in der kurzen, aber intensiven Zeit, die er sich bei ihm aufhielt. Die beiden waren mit vielen Ansichten immer wieder aneinander geraten – ach, was heißt immer wieder? Ständig. Er schloss kurz seine Augen, atmete tief von der frischen Frühlingsluft ein, füllte damit seine Lungen und atmete ruhig wieder aus. Dann steuerte er den grauen Geier an.

”Guten Morgen Shane. Na? Heute schon das Leben verflucht?” Sein Gegenüber wusste, wie das gemeint war. Natürlich wusste er es! Aber es war ihm scheißegal. Gleich würde wieder eine unterhaltsame Antwort kommen und für genug Gesprächsstoff an diesem Tag war gesorgt. Diese verächtende Körperhaltung des Alten hätte man schon beinahe als Provokation werten sollen, aber Àmur stand drüber. Es kümmerte ihn wenig, was der Graue von ihm hielt. Er wusste es schließlich. Und der Feuerwolf wusste auch, was Àmur von ihm hielt. Ergänzte sich doch alles wunderbar. Wer weiß? Vielleicht würde das ja der Grundstein für eine innige Freundschaft sein. Der Braune grinste bei diesem Gedanken, ließ diese emotionalen Züge auf seinem Gesicht jedoch schnell wieder sterben. "Lass sie. Wenn sie an Götter festhalten wollen, sollen sie das tun und am eigenen Leibe erfahren, dass sie nicht existent sind. Oder sie in den Abgrund führen werden. Eins von beidem. Ich halte selbst nicht viel davon, aber das Rudel hat mich beeindruckt. Etwas. Ich weiß, dass Du dem Ganzen komplett anders gegenüber stehst, aber vielleicht sollten wir riskieren, mit ihnen zu ziehen? Das hieße Essen und Gesellschaft. Von der ja gerade Du ein absoluter Fanatiker bist!" Wieder das Grinsen; ein verschnitzter Blick und Stille. Für einen Augenblick, dann musste sie der Graue erneut brechen und von seinem dummen Gefasel anfangen. Der Braune seufzte, dann hielt er es für das Beste, nichts auf seine Worte zu erwidern. Es hatte ja doch keinen Sinn. Der letzte Satz jedoch, ließ ihn aufschauen. "Wo ich hin will, fragst Du?" Ein dumpfes Lachen erhallte. "Ich äußere solche Wünsche nicht mehr. Ich habe es so oft getan. Zu oft." Das war wahr. Die Suche nach seiner alten Gefährtin war Grundstein seines jetzigen, zweiten Lebens gewesen. Er hatte nur wegen ihr überhaupt gelebt. Wünsche waren überflüssig. Sie waren bloß Illusion. Ob sie sich je erfüllen würden, lag an jedem einzelnen, der von etwas träumte.

Shane war weiter gelaufen, er wusste, dass Àmur ihm widerwillig folgen würde. Das Tempo der beiden Junggesellen (haha!) wurde angehoben. Dem Grauen schien wirklich etwas daran zu liegen, von diesem Ort hier fort zu kommen. Dem Braunen war es gleich. Es lag ihm ein bekannter Geruch in der Nase und er wusste, von wem er stammte. Chairon. Er rollte mit den Augen, überlegte kurz, ob er stehen bleiben sollte, ließ von dieser Idee aber baldig ab. Ihm war nicht daran gelegen, ein neues Mal auf den gestörten Psychopathen zu treffen, geschweige denn mit ihm zu plaudern. Da war ihm der Zyniker schon wesentlich lieber. Aber wie es das Schicksal so wollte, erblickte er in der Ferne eine braune Gestalt. Super. Womit hatte er das nur verdient? Er wechselte kurz von dem braunen Punkt zu Shane, der diesen gekonnt ignorierte. Das war typisch für ihn. Er ließ sich von solch unwichtigen Wesen nicht aufhalten. (Was ja eigentlich heißen sollte, dass er Àmur nicht als ein solches ansah.) Der Braune selbst wollte es in diesem Augenblick nicht. Er kam wenige Meter vor dem Rüden zu stehen und musterte ihn einen Augenblick. Ein verächtlicher, mürrischer Ton drang aus seinem Fang, als der „Fremde“ zu ihm gesprochen hatte.
"Wäre wohl auch besser gewesen, was?"


[SHANE | CHAIRON]

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Cocaine

Cocaine


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyFr Jul 23, 2010 9:08 pm

Das Land schlief seinen Rausch aus. Der Winter hatte die letzten Kraftreserven gezehrt und war wie ein gehuldigter Tyrann über die Länder hinweggefegt. Unbarmherzig, grausam und nicht aufhaltbar. Und jetzt mussten es diese Jäger am eigenen Leib erfahren. Zerfressen von ihrer Trauer und gedemütigt vom Schicksal, kämpften sich die geknickten Leiber durch das Grau des dämmernden Morgens. Es war immer dasselbe Bild. Nichts hatte sich geändert. Wenn sie durch die Ländereien zogen, sah er dieselben ausdruckslosen Gesichter, den letzten Funken Hoffnung in ihren klaren Seelenspiegeln verblassen und witterte den stechenden Duft der Verzweiflung. Das war der Virus, der unzählige Leben verdarb, ihre Welpen anspie und sich wie ein Flächenbrand über das umliegende Gelände ausbreitete. Bevor sie kamen.
Mit einem tiefen Brummen wandte sich die Schnauze ab. Der muskulöse Körper des alten Jägers spannte sich an. Die Augen noch immer auf einen Punkt in der Ferne gerichtete und die Ohren starr nach vorn gestellt, schien er dennoch dem jähen Treiben des aufwachenden Landes zu lauschen. Doch was er hörte war nur das leise Geflüster, das gedämpfte Rauschen der Bäume und das Jaulen des Windes, der in seichten Böen über das Land hinwegjagte. Und Neeshas Gedanken, die ihn förmlich aufzufressen schienen. Aber der Rotäugige fand noch keinen passenden Moment, um sich eingehender mit der lauernden Aufmerksamkeit der Hellen zu beschäftigen.
Später, wisperte eine leise Stimme in seinem Inneren, da würde er ihr auch noch zuhören können. Denn wenn er es richtig einschätzte und seinen eigenen Intentionen und Anweisungen folgte, würde er dieses Revier so schnell nicht verlassen. Zumindest nicht ohne sie. Das war sicherer und bedeutsamer. Außerdem hatte er noch etwas zu erledigen, das mehr Planung bedurfte. Mehr Zeit. Mehr Freiraum. Und den konnte sich der stolze Jäger nur nehmen, wenn er weit genug von ihnen entfernt war, wenn keiner seine Pläne durchschnitt und wirklich niemand auch nur wittern würde, wie es sich wohl um das Anliegen des Rüden drehte. Vorerst zumindest. Bei Neesha war er da nicht ganz so sicher. Sie war nicht dumm, nicht dümmer als er selbst.

„Da kommt ein Sturm auf leisen Sohlen auf uns zu.“, murrte Cocaine antwortend ohne den Blick von dem kleinen Rudelplatz zu heben, der sich unter ihren Pfoten in einer schmalen Senke erstreckte. „Riechst du es nicht?“, fügte er noch mit bedachter Stimme hinzu. Die Ohren des Braunen zuckten, eines in ihre Richtung und ließen ihn aus seiner körperlichen Starre ausbrechen. Für den Moment jedenfalls hatte sich Cocaine mit der hiesigen Situation angefreundet. Sie war nicht unbedingt das, was er zu sehen begehrte, aber sie versprach mehr als das triste Grau und den staubigen Geschmack auf seiner pelzigen Zunge.
„Vielleicht sollten wir gehen.“ Der fahle Beigeschmack blieb und ließ den Jäger das glänzende Augenmerk leicht verengen. Die Schnauze wippte einige Zentimeter nach oben. Als ob das Land unter seinem gefrorenen Blick zugrunde gehen würde. Da wich keine Schande, keine Reue, nicht dieser bittere Nachhall des Winters. Sie hatten sich festgesetzt, waren Bestandteil geworden und ließen ihn mit wachsender Skepsis die nahenden Umstände betrachten. Er hatte ein ungutes Gefühl. Es fraß ihn auf, es reizte ihn, das ließ sein Blut stürmischer, impulsiver durch seine Adern rauschen. „Ich will mir ansehen, was der Winter aus diesen Geschöpfen gemacht hat. Ich will sehen was mir nur ihre Augen berichten können.“ Das ihn der Gedanke irgendwie zu belustigen schien, spiegelte sich zum ersten Mal seit Gedenken auf seinen Lefzen wieder. Das sanfte Zucken und der Anflug sichtlicher Entspannung ließen dieses ungute Gefühl für einige Herzschläge lang in den Hintergrund weichen. Jetzt erst begegneten die Lauernden dem Blick der Wölfin.
„Im Übrigen musst du mich nicht fragen. Ich sehe es dir an, ich spüre wenn dir etwas auf der Zunge liegt.“ Und mit diesen Worten hatte sich kräftigen Läufe in Bewegung gesetzt. Er zog einen Kreis um den Leib der Hellen, den Blickkontakt so gut es eben ging haltend und noch immer diese spöttische Andeutung eines Lächelns auf seinen Lefzen. „Ich dachte nur ein wenig Abwechslung könnte weder dir noch mir schaden. Ich bin es leid mir dieses Grauen länger mit anzusehen. Wir agieren im Hintergrund, das ist wahr, aber wir überraschen unsere Gegner auch, wenn wir ihnen offen und direkt entgegen treten. Denn damit rechnen sie nicht.“ Es war ungewöhnlich für den Rotäugigen soviel zu reden. Aber ein Funke Überzeugung hatte den Verstand des Rüden in Wallung versetzt. Dieses Gefühl, dieses seichte Brodeln seines Körpers ließ ihn so unglaublich lebendig wirken, dass er gar nicht anders konnte. Es wäre falsch gewesen sich jetzt zurück zuhalten.


[bei Neesha]
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Inzanami

Inzanami


Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling Vide
BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySa Jul 24, 2010 11:11 am

Natürlich hatte sie mitbekommen dass der ehemalige Alpha gestorben war. Wie einige andere auch. Welch ein Verlust. Er schien noch nicht sonderlich alt gewesen zu sein. Vielleicht die Hälfte ihrer eigenen Lebenszeit. Umso größer war der Verlust. Dazu kam dass er ja eine Fähe und ein Rudel zurückließ. Würde das alles ohne ihn weiterlaufen können? Inzanami lag unter einem Baum und beobachtete die weiße Fähe, die sich an der Spitze des Rudels einsetzte. Isaky. Am Anfang ihrer ersten Begegnung war sie Ihr undurchschaubar vorgekommen aber Inzanami nahm sich immer Zeit andere zu beobachten und sie merkte durchaus dass Isaky wohl unter Chivans Tod litt.
Warum auch nicht? Trauern war ihr gutes Recht. Doch Inzanami legte nun nur den Kopf auf die Pfoten und hoffte der Regen würde abziehen. Sie fühlte sich unwohl wenn sie die Sterne nicht sehen konnte. Die Sterne wachten über sie und sie sprach gerne mit ihnen. Für viele war sie sicherlich eine schrullige alte Wölfin aber es wusste ja auch niemand was Inzanami schon alles erlebt hatte. Keiner dieser noch recht jungen Wölfe hier konnte es sich vorstellen. Die Schatten der Vergangenheit die an der weißen klebten wie Pech und sie selbst im Schlaf quälten. Sie würden es auch nie erfahren, denn das war etwas zu persönliches. Inzanami war zwar nun im Rudel aber durch die Schicksalsschläge war sie niemandem wirklich nahe gekommen auch wenn sie alle Wölfe des Rudels stets in ihre Gebete einschloss.
Außer Acadris und Isaky, dem Rüden mit den Roten Augen und der Roten Wölfin kannte sie niemanden. Und wenn sie über diese vier nachdachte, fiel ihr immer wieder auf wie groß die Ähnlichkeit von Acadris mit Inzanami's Sohn Ishtar war. Wo Ishtar sich aufhielt und ob er noch Lebte wusste sie nicht und sie würde es wpmöglich niemals wissen. Zumindest aber wusste sie dass er, falls er noch lebte, in Sicherheit sein würde. Wenigstens dafür hatte sie gesorgt. Auch wenn sie keine Ahnung hatte ob der Ort noch existierte. Wenn sie doch nur einen einzigen Blick auf die werfen könnte, die von ihrem Blut waren. Aber sie wusste dass sie nicht zurück konnte. Es gab keine Entschuldigung für ihre Fehler und so blieb es ihr verwehrt zurückzukehren, zumal die Orte ihres Lebens zerstört waren. Der Sternenpfad war unterbrochen worden.
Sie seufzte und schloss ein wenig die Augen. Der Regen machte sie wahnsinnig, gönnte das Wetter einer alten Fähe denn nicht wenigstens ein paar Momente Ruhe? Das Monotone Tröpfeln auf den Blättern der umstehenden Bäume ließ sie immer mal wieder mit den Ohren zucken und so war an Schlaf nicht zu denken.

[unter einem Baum l beobachtet Isaky]


(sry dass es so kurz ist)
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Isaky

Isaky


Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling Vide
BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySa Jul 24, 2010 1:44 pm

Stille. Kein einziges Geräusch war zu hören. Als wären die Klänge der Natur verstorben oder wollten schweigen. Für immer etwa? Der Frühling nahte, hatte die weiße Schneedecke zu Boden fast komplett schmelzen lassen und erfreute die Lebewesen mit saftgrünem Graß, austreibenden Bäumen und den Lustgesängen der Vögel. Eine solche Zeit, ihr Treiben und ihre Schönheit hätte man von ganzen Herzen genießen sollen, so wie es die weiße Fähe immer getan hatte. Dieses Jahr hinderte sie etwas daran. Sie hatte nicht das Verlangen nicht Freude, kein Interesse mit den Mitgliedern ihres Rudels Jagen zu gehen oder sich des Nachts Geschichten von ihnen anhören zu lassen. In den letzten Tagen war sie verstärkt und öfter allein – sie wollte es nicht anders. Abstandnehmen, so hatte sie gelernt, ließ einen am beste mit der Situation umgehen, die einem kürzlich davor noch das Herz in tausend Stücke rissen. Der Tod war etwas völlig normales, aber so unberechenbar. Die weiße Wölfin ließ ihren Blick durch das Land schweifen. Sie stand mit erhobenem Haupt auf einem kleinen Vorsprung oberhalb der Rudelhöhle und wirkte wie ein Engel, dem man die Schwingen abgeschnitten hatte. Einsam, verlassen und traurig. Die jetzige Zeit schien genau das von ihrem Charakter zu offenbaren, was sonst so schier verborgen lag. Welche Attribute waren sonst an ihr zu sehen? Hoffnungsfreude, Ehrgeiz, die Kraft nie aufzugeben und stets nach Vorn zu schauen. So kannte man sie; Isaky, die Leitwölfin eines Rudels mit Hintergründen einer tosenden Bestie.
Eine leichte Windböe kam auf und zerstäubte den momentanen Augenblick. Ihre Mutter Aîre war von ihrer Geburt an immer in der Lage gewesen, Isaky zu zeigen was recht war und sie auf den richtigen Weg zu führen, wenn sie abgekommen war. Was halfen negative Gedanken und zerfressene Selbstzweifels? Die Weiße pendelte ruhig mit der Rute hin und her und wippte leicht mit dem Kopf. Worte würden ihr vielleicht gut tun. Worte zu einer Vertrauten Person, die sie liebte und schätzte. Asrik.

Sie ließ noch einen kurzen Augenblick der Unsicherheit vergehen, ehe sie kehr machte und ihre Läufe antrieb. In einem gleichmäßigen Tempo entfernte sie sich von dem Abhang und schritt auf die Rudelhöhle zu, in der sich ihr Bruder aufhielt. Die beobachtenden Blicke Ianzamis hatte sie dabei nicht vergessen, sondern gekonnt unbeachtet gelassen. Die weiße, noch relativ fremde Fähe beobachtete sie nun schon eine längere Zeit, aber daran sollte sich die weiße Fee nicht stören lassen. Vorsichtig drosselte sie ihr Tempo, als ihre Pfoten das kühle Gestein betraten, was im Schutze des Schattens nicht die Gelegenheit bekam, sich an der warmen Frühlingssonne zu ergötzen. Als ihre Seelenspiegel den Leib ihres Bruder erfassten, wurde sie langsamer, trat behutsam an seine Seite und schenkte ihm eine liebevolle Berührung mit dem Kopf. Ihre Beziehung zueinander war immer sehr innig gewesen und man hätte lügen müssen, wenn Asrik für Isaky nicht mehr bedeutete, als bloß ein Bruder. Er war ihr Freund, ihr engster Vertrauter und ihre bessere Hälfte und er schien es ebenfalls so zu sehen. Ein Lächeln zierte ihren Fang, als sich ihre Blicke trafen, dann begann sie mit ruhiger und gewohnt liebevoller Stimme zu sprechen.

,,Ein wundervoller Tag, nicht? Und doch sei es mir nicht vergönnt, die ersten Spuren des Lebens zu genießen." In Sekunden schnelle hatte sich der einst so warme und liebevolle Blick der Wölfin mit Traurigkeit und Schmerz gefüllt. Sie wich mit ihm zu Boden und fixierte einen Riss im Gestein, ehe sie weiter sprach. ,,Asrik? Was mache ich falsch? Ich meine, irgendwas muss ich doch tun, damit immer alles in einem Desaster endet. Wieso zur Hölle, muss ich immer wieder mit ansehen, wie geliebte von mir gehen, vor meinen Augen sterben und ich nichts, rein garnichts für sie tun kann?!" Sie biss die Zähne zusammen, ließ des Ausdruck von Qual über ihre Züge fliehen und ergriff das Wort ein zweites Mal von Neuem. ,,Celeth, Kishou, Osor und Chivan. Sie haben den Tod nicht verdient! Lieber wäre ich an ihrer Stelle gegangen, als dass sie leiden müssen! … Ach Asrik. Was passiert hier bloß?"

[ASRIK]

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Asrik

Asrik


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySa Jul 24, 2010 5:48 pm

Er hatte da gelegen und sanft gedöst. In seinen Träumen war er nicht hier. Er rannte... durch einen fremden Wald in einem fremden Gebiet, das er nicht kannte aber so vertraut wirkte, als wäre er schon immer dort zu Hause gewesen. Er kannte jeden Kaninchenbau, jeden Stein den seine Pfoten ausließen, damit er nicht stürzte. Sein Körper bewegte sich schon nahezu mechanisch und er konnte nicht aufhören zu rennen. Sein Herz schlug im Takt seiner auf dem Boden aufschlagenden Pfoten und er liebte in diesem Moment jetzt und hier das Gefühl der Freiheit. Ein Windstoß zerzauste sein Fell und ein Falke schrie irgendwo oben am Himmel seine Freude nach außen. Hier gehörte er hin. Alles in ihm schrie danach. Dieser Wald gehörte ihm, ein Ort, an dem er immer sein eigener Herr sein würde, den ihm niemand nehmen würde. Eine bekannte Fährte ließ den Rüden die Richtung wechseln und ihr entgegenstürzen. Weißes Fell blitzte zwischen den Bäumen auf und der Geruch Isakys lag deutlich in der Luft. Seine Läufe bewegten sich in vollkommenen Einklang und er fühlte sich in diesem Moment riesig. Die dunklen Augen des weißen Jägers blitzten vor Freude auf, als er schlitternd abbremste und die Nase in Isakys Nackenfell verbarg. Ihren Duft tief einziehend wusste er, sie gehörte ihm. Nichts konnte sie trennen, nicht einmal der Tod. Gerade wollte er sie necken....

Doch die Idylle wurde von seiner Schwester jäh zerrissen. Er legte den Kopf nach hinten und blinzelte sie etwas desorientiert an, ehe er sanft nach ihrem Ohr schnappte und dann die langen Läufe ausstreckte. "Ich hab von dir geträumt.", gähnte er und der kräftige Fang schlug mit einem Schnappen zusammen. "Da warst du richtig sanftmütig und süß und..." Sofort verstummte er und legte den Kopf leicht schief, als Isaky ihm ihr Herz ausschüttete und dann apathisch auf einen Stein starrte. Und sich selbst die Schuld gab. "Isa...", fing Asrik an und legte die Ohren press an den hübschen Kopf. Ein dezentes Fiepsen drang aus seinem Fang und er stieß sie vorsichtig mit der Nase an. "Hör doch auf... Als ob es deine Schuld wäre.", murrte er und erhob sich schließlich.
Er lief ein paar Schritte, dann hob er den Kopf in Richtung Decke... Abermals öffnete ein Gähnen seinen Fang und er reckte sich noch einmal, ehe er sich wieder zu Isaky umwandte und sie streng anblickte. Sie wollte Trost? Da musste er sie leider enttäuschen. Es war keine Zeit zu trauern. Viele waren verschwunden, hatten sich davon gemacht oder waren verstorben. Aber wenn sie jetzt anfingen, in ihrer Trauer um die Vergangenen zu ertrinken, dann würde es nie besser werden.

"Reiß dich zusammen. Wir haben eine Aufgabe. Und es ist nicht deine Schuld. Es ist das Leben, Isa. Seelen werden geboren und Seelen werden sterben. So ist der Lauf der Dinge. Das kannst weder du aufhalten noch ich. Versteh das bitte. Ich will dich nicht entmutigen. Aber so bringt das nichts.", sprach er und sich schließlich auf den Hinterläufen niederließ. Seine Worte mochten hart klingen, doch sie entsprachen der Wahrheit. Und so leid es ihm auch tat... das musst Isaky einfach erkennen. Sonst waren sie alle dem Untergang geweiht. "Gibt es sonst noch was neues?", fragte er. Sie musste sich ablenken und ihn in Kenntnis setzen war wohl das Beste, was ihm gerade einfallen mochte. Auch er hatte einen Verlust zu beklagen, doch Asrik war bodenständig und selbstbewusst genug, das nicht nach außen zu tragen. Es war sein Leben... und er kam damit gut zurecht. Auch wenn es ihm weh tat und ihm das Herz zerriss. Er ließ sich nicht entmutigen. Hier war seine Familie und hier war Isaky. Hier war er und hier waren alle anderen, die ihm wichtig waren oder wichtig werden würden.
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Shane Ascenzo

Shane Ascenzo


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySo Aug 01, 2010 9:53 pm

Gott, musste er jetzt wieder den Guten mimen?! Das ihm das sowie so keiner abkaufen würde, dass konnte sich der Goldgebräunte sicherlich von selbst denken, ohne das ihn jemand direkt mit der Nase in den Dreck stieß. Aber bei einem so strahlenden Ego, vergaß auch ein Àmur recht schnell, dass eine heile Welt niemals existieren konnte. Wölfe, die dieser Täuschung unterlagen, mussten auf welche Weise auch immer von ihrer Schmach befreit werden. Wer dafür letztendlich verantwortlich war, blieb uninteressant. Fakt war, dass ein Rudel mit dem schieren und uneinnehmbaren Glauben an Götter, sehr schnell sein Ende finden würde. Denn wenn man den Erzählungen der Steinspuckerwölfe Glauben schenken mochte, war es so unmöglich auch wieder nicht, dass sich diese Heiligen schnell im Ton vergriffen und statt strahlendem Sonnenschein, ungebändigte Hitze auf Erde jagten. Wundern taten sich ihre geliebten Hohen erst dann, wenn das meiste Vieh dahinröchelte und im Staub kriechend um Gnade flehte. Aber wieso dann aufhören! War es nicht lustiger seine Schäfchen leiden zu lassen? Wenn man sie weich kochte, taten sie wirklich alles, was man ihnen auferlegte! Ja, wahrscheinlich hätte diese blinde Fähe sogar ihre eigenen Welpen gerissen, wenn es irgendeinen Wahnsinnigen geben würde, der ihr überhaupt zu Nachwuchs verhalf.
Naja, zu spät, sinniert der Graue in Gedanken und ertappte sich dabei, wie er in seinen geschmeidigen Bewegungen innegehalten hatte, um sich nach dem körperlichen Wohlbefinden des Goldjungen zu erkundigen, der da gemächlich seiner Wege trabte. „Wenn du noch langsamer gehst, kannst du den armen Krüppeln sogar noch etwas wie Ruhe beibringen, denn selbst ein Frosch würde dich bei diesem Tempo mit Leichtigkeit überholen.“, zischelte der Geiger liebvoll vor sich hin und widerstand dem Drang, dem schleichenden Weggefährten ein höhnisches Lächeln zuteilwerden zu lassen. Am Ende starb der Arme noch an Schock, weil er ihn wie üblich auf seine Pfoten trat, ohne sich dafür auch nur im geringsten zu entschuldigen. Das er in den meisten Fällen aber nicht ein Fünkchen Produktivität zurückerlangte, konnte dem Ascenzo so ziemlich egal sein. Er verlangte nichts von der Welt. Wirklich gar nichts!

„Und seufze nicht so viel vor dich hin, du brauchst deinen langen Atem noch. Bei so anstrengenden Wegen, wie diesen hier, kommst du bestimmt unheimlich schnell aus der Puste.“ Fast als Bestätigung hob der stolze Jäger die Beine für einige Wolfstrablängen ungewöhnlich hoch an. Eine geschmackliche Imitation von Schlammwaden, nur dass der Boden zu ihren Füßen vollkommen von Trockenheit durchfressen war, dass er sogar schon Rissfalten bildete. „Also bleib nicht stecken.“, warf er ihm nach zu und verzog die Lefzen zu einem entspannten Wolfslächeln. So ein Vogel aber auch. Was dachte er sich dabei, diese blödsinnigen Reden zu schwingen, ohne auch nur ein bisschen seinen Verstand für das Wertvolle im Leben anzustrengen! Ein Rudel war und würde auch immer ein Juwel bleiben! Man durfte es nicht durch etwas so niederträchtiges wie Götterglauben vergiften.
„Glaub mir, irgendwann fangen diese Wölfe an sabbernd und nach Blut gierend durch den Wald zu staken, so wie du.“ Wieder wandte sich der Schwarze Geiger in einem geschmeidigen Halbkreis zu dem Goldmelierten herum. „Und weißt du, wen sie dann als ihr Opfer wählen werden!? Solche naivgläubigen Jäger wie dich! Und selbst wenn sie nicht in der Lage sein sollten, dich zu bekehren, dann würden sie dich wie Rotwild durch den Wald hetzen. Irgendwann wärst du dann so erschöpft, weil du deinen Atem für lästige Äußerungen verbraucht hast, dass sie dich reißen, wie eine Maus ohne Rückhalt.“ Ein ironisches Grinsen spiegelte sich in den klaren Seelenspiegeln wieder. „Ich mag so theatralischen Unfug.“, fügte er fast schon schmunzelnd an und wandte dann die zuckende Nasenspitze in die Richtung, aus der er die fremdartige Note vernommen hatte.
„Uh, Besuch für dich.“, wisperte der Graue noch bevor der andere Braune in der Lage war das Wort zu erheben. „Rehkinder stellen sich vor, Freund der Sonne.“, rief er dem Näherkommenden gleich entgegen und hob das Nackenfell unweigerlich an. Fremde waren ihm in den meisten Fällen äußerst suspekt, vor allem wenn sie mit so scheinheiligen Worten auf Àmur zukamen. Kannten sich diese beiden Verrückten etwa? „Und woher kennt ihr euch, wenn ihr nicht zusammen unterwegs gewesen seid?!“, wurde noch skeptisch ergänzt und dann die Lefzen leicht angehoben. Der komische Braune sollte gar nicht erst näher kommen, wenn er sich nicht vorstellen konnte.


[mit Àmur und Chairon unterwegs]
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Riaz Asharyn

Riaz Asharyn


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMi Aug 04, 2010 11:53 am


Wie lang? Wie lang war es nun wieder her?
Leicht hob der sandfarbene Wolf den Kopf von den Pfoten, blickte sich auf diesem kleinen Platz um, der ihm seit gestern Abend als Rastplatz gedient hatte. Er hatte einfach mal wieder etwas Ruhe gebraucht, zu lange hatte er seinem Körper keinen Schlaf gegönnt. Und trotz der Tatsache das er es gewohnt war Strapazen zu durchwandern, musste man es ja nicht mutwillig auch noch steigern. Doch wie lang war es nun schon wieder her das er diese Wölfe verlassen hatte. Das Rudel das nach dem Land der Freiheit suchte, das nach dem Ende aller Wege suchte und dafür doch ewig gewandert war. Ein Jahr war er mit ihnen gelaufen, so viele Meilen.. und dann, dann an ihrem Ziel hatte er gewusst das er sie verlassen musste. Er war kein Wolf für ein Paradies, er war kein Wolf für die vollkommene Freiheit. Er war niemals frei. Und in dieses Land, zu diesen Wölfen hatte er nicht hingehört. Er hatte sie gern gehabt, lieb gewonnen und er vermisste sie auch jetzt teilweise noch, doch nichts ging über seinen eigenen Lebensweg hinaus. Er musste einfach finden, was ihn ausmachte, dies konnte ihm einfach keiner dort geben. Er hatte es geglaubt, gehofft, doch vergebens. Er war allein geblieben. Allein mit sich selbst.
Es war ein Trauerspiel. So viele Rudel hatte er durchwandert oder war mit ihnen gezogen, keines konnte ihm geben was er verlangte und von dem er doch selber nichts wusste. Er wusste das dieses Unterfangen kompliziert war, doch konnte Riaz einfach nicht davon ablassen. Sein Kopf verbot ihm zu vergessen und gebot ihm weiter zu suchen. Bis hin zu jenem Tag da er, was auch immer, finden würde.

“Wäre in diesem Leben alles so komplex wie meine Gedanken, läge die gesamte Weltbevölkerung schon längst unter der Erde.“

Gab er leise von sich. Es war seltsam das er in letzter Zeit wieder angefangenen hatte zu sprechen. Normalerweise sprach der Wolf auf seinen Reisen nicht viel, nur damals als Fyevel noch bei ihm gewesen war, hatte er ab uns zu etwas gesagt. Fyevel. Er vermisste seinen kleinen Bruder noch immer, doch war er sich bewusst das es für seine Maus vermutlich besser war getrennt von ihm und hoffentlich in einem Rudel behütet zu leben. Er hatte etwas besseres verdient als das entkräftende Leben eines rastlosen Wanderers und Riaz fühlte sich nicht einmal mehr anders.

“Ich hoffe es geht dir gut mein Kleiner.“

Mit diesen Worten richtete sich der Sandfarbene auf und streckte seine müden Glieder durch. Inzwischen sah er wieder kräftiger aus. Im letzten Jahr hatte er zugenommen, er sah um einiges weniger kränklich aus. Inzwischen war er wieder der hübsche Wolf, von dem er nicht wahrhaben wollte, das er es war. Der Helle seufzte einmal mehr, ehe er sich in Bewegung setzte. Seine Ballen berührten den Boden nur leicht, da der Wolf immer wieder das Tempo anzog, bis er anfing zu rennen. Er hätte es nicht gemusst, lag doch nicht einmal ein Ziel vor ihm, aber sein Körper brauchte das. Das Gefühl von strömendem Wind, an einem sanften Frühlingsmorgen weckte ein Gefühl der Lebendigkeit das er in diesem Augenblick unter keinen Umständen verlieren wollte. Es strömte in seine Atemwege und sein Gehirn und machte den Rüden erst richtig wach. Er hörte nichts außer dem zischen der Luft in seinen Ohren und das trommeln seiner eigenen Pfoten auf Erde.
Erst nach einer ganzen Weile hielt er inne, verlangsamte seine Schritte bis er schließlich komplett stehen blieb. Ruhig hob Riaz Asharyn den Kopf an. Hatte er eine Reviergrenze überquert? Er wusste es nicht, es war möglich, aber in diesem Augenblick sowieso vollkommen uninteressant. Leicht lehnte der Rüde den Kopf zur Seite und genoss die Freiheit, die Einsamkeit und das Spiel von Morgenlicht und Wind auf der Welt, in seinem Fell, einfach überall.


[No One ]
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Dâna Tìjirit

Dâna Tìjirit


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySa Aug 07, 2010 3:54 pm

Dort! Eine erste Spur, die sich ihr als Witterung fremder Wölfe bemerkbar machte. Der Grauen entsprang ein kleines aber doch noch sehr zurückhaltendes Lächeln. Schon lange hatte sie keinen wirklichen Grund mehr zum Lächeln gehabt. Die letzten Tage und Wochen waren Strapazen für sie gewesen. Die lange Wanderung durch das ihr noch sehr unbekannte Gebiet hatten eine immense Kraft erfordert, das war nicht nur die Kraft des Körpers, sondern vor allem die Kraft, durchzuhalten. Das Auffinden von Flüssen und Seen gestaltete sich nicht immer einfach, schließlich konnte man diese nicht wittern. Sie musste ihren Ohren folgen und wurde zu Bächen des Tals geführt, die sich anboten. Ihre empfindlichen Pfotenballen verrieten ihr aber stets zuverlässig, ob die Stelle zum Trinken geeignet und sicher war oder ob ihr schlanker Körper abzurutschen drohte. Das waren Dinge, die viele Wölfe wohl nicht für besonders wichtig nahmen, sie aber hatte die Vorsicht als einen wichtigen Begleiter kennen gelernt und konnte ohne diese Präzision nicht überleben.

Die Wölfin setzte ihren Marsch fort. Der sanfte Nieselregen, der vor einiger Zeit eingesetzt hatte, wirkte erfrischend, ja gar belebend in Verbindung mit dem Wind, der ihr durchs Fell fuhr und sie spüren ließ, dass sie frei war, frei und von sämtlichen Schranken ungebunden. Aber jede Freiheit barg auch Gefahren, die sie mitunter spät bemerkte und sie immer wieder daran erinnerten, welche Ehrfurcht sie vor den Kräften der Natur und ihren Bewohnern haben musste. Ehrfurcht war jedoch nicht mit heilloser Angst gleichzusetzen, denn Angst lähmte die Glieder und machte einen handlungsunfähig, das war gewiss keine Hilfe.
Schon seit dem frühen Morgen war sie auf. Sie war unsicher, ob die Sonne schien, sie spürte zumindest nichts von ihrer wohlwollenden Wärme in ihrem Gesicht, dabei liebte sie diese doch so. Trotzdem bestand kein Zweifel: Der Frühling kehrte ein und der Winter lag als schwere Zeit der Sorgen und Nöte hinter ihr und all den anderen Wölfen, die in dieser Gegend sicher leben mochten. Sie hatte sie gewittert, sie wusste, dass sie dieses Revier soeben betreten hatte und trotzdem ging sie weiter. Sie musste doch sicher gehen, dass sie ihren Ruf hörten, dass sie sich nicht an mögliche Feinde verriet.

Dâna wanderte weitere, vorsichtige Schritte durch das unbekannte Land. Ihre Bewegungen waren langsam und überlegt, sie machte des Öfteren Halt und versuchte zu planen. Sie musste sich sicher sein, dass sie sich nicht nur nicht auf Gefahren zu bewegte, sondern nicht auch einfach im Kreis wanderte. Doch die vielen Gerüche, die sie mit ihrer Frische überkamen, waren ihr ein wertvoller Hinweis. Natürlich lief sie nicht im Kreis, größere Gegenstände, die ihr gefährlich werden konnten, spürte sie zuverlässig durch Vorsicht und Umsicht. Sie hatte ihre Sinne sensibilisiert und vermochte die meisten Hindernisse sicher wahrzunehmen, schließlich war sie längst kein unerfahrener Jungwolf mehr. Schon seit einem ganzen Lebensabschnitt war sie auf sich allein gestellt. Gewiss konnte sie nicht behaupten, ihr fehle rein gar nichts, doch war sie bisher immer zurecht gekommen, mal besser, mal nicht ganz so gut.

Nun war es aber gut. Sie durfte dieses Revier nicht weiter durchschreiten. Sie musste anhalten und ihre nächsten Schritte wohl überdenken. Wenn sie nun auf sich aufmerksam machte, musste sie darauf setzen, dass die Fremden wohlgesinnt waren, dass sie sie verstanden und dass sie sie nicht als Bedrohung betrachteten. Fremde Dinge waren oftmals der Bedrohung gleich in den Augen der Wölfe und der anderen Tiere. Was auch immer also das war, das die lebendigen Geister als „Sehen“ bezeichneten, es musste auch seine Tücken haben. Konnte man „falsch sehen“, so wie man sich verhören konnte oder einen Geruch verwechseln konnte?

Die Fähe entschied sich, ihre Vorstellung umzusetzen und es zu wagen. Sie konnte nicht einfach umkehren. Sollten sie sie entdecken, noch bevor sie das Revier verlassen hatte, so konnte sie ihnen noch schwieriger erklären, dass sie nichts Böses im Schilde führte, als wenn sie von Beginn an mit offenen Karten spielte. Doch wegrennen mochte sie ebenso wenig. Sie wollte nicht als ein ängstliches und scheues Wesen auftreten, das um Gnade winselte und die Sehenden bat, ihr doch bitte nichts zu tun. Nur die Wenigsten unter den Wölfen hatten Derartiges im Sinn gehabt, zumindest war es die Neugier, die sie aufgehalten hatte, Dâna etwas Schlimmes anzutun. Denn wenn sie Antworten gab und sich vom Status einer Unbekannten, einer Fremden herunternahm, dann waren auch die anderen viel offener. Sie würden womöglich schnell einsehen, dass eine Blinde keine so große Bedrohung darstellen konnte, auch wenn sie gewiss nicht dumm war.

Sie warf ihren Kopf in den Nacken und stieß ein langes, befreiendes Heulen aus. Es war, als stieß sie ihr schlechtes Gewissen darüber, in dieses Revier einmarschiert zu sein, dadurch ab. Von nun an konnte sie nicht mehr die unheimliche Fremde sein, die durch die grünen Wiesen strich und Unbekanntes im Schilde führte. Jetzt war sie auf der Seite der Ehrlichen, derer, die nichts zu verbergen hatten. Sie hoffte ebenso auf die Güte der Fremden, dass sie ihrem Verstand gehorchten und ihren Worten, denen Dânas, mehr glaubten als etwaigem „falschen Sehen“.


[In der Nähe von Isaky, Asrik und Inzanami]
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Isaky

Isaky


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMo Aug 09, 2010 12:40 am

Benommen ließ die weiße Fähe ihren Kopf in eine schräge Position kippen und musterte den kleinen Stein an Boden mit einem Blick, der mit noch mehr Traurigkeit gefüllt war, als zuvor. Die tröstenden und liebevollen Worte ihres Bruders legten sich wie eine schützende Hand über ihr Herz und stoppten die Blutung der Wunden der Entmutigung fürs Erste, dennoch war ihre Seele betrübt und erschöpft von den vielen, unschönen Geschehnissen der Vergangenheit. Sie war die Tochter einer Göttin und hatte eine Bestimmung, wenn sie also nicht einmal in der Lage dazu war, Katastrophen von ihrem eigenen Rudel abzuwenden, was würde geschehen, wenn das Schicksal eines ganzen Landes auf ihren Schultern lastete? Ein leises Seufzen verließ den Fang Isakys, ehe sie sich wieder ihrem Bruder zu wand und ihn mit liebevoll glänzenden Seelenspiegeln ansah. Asrik war immer so gut zu ihr. Er munterte sie auf, wenn es ihr schlecht ging, sprach ihr gut zu, wenn sie zweifelte und mahnte sie, wenn sie einmal zu übereifrig war, das wichtigste jedoch: Er war für sie da. Immer und in jeder Situation an ihrer Seite um ihr den Halt zu geben, den sie brauchte, oder einfach nur das Wissen „es ist jemand da, auf den Du Dich verlassen kannst“. Bei den Worten des weißen Rüden, breitete sich ein seichtes Lächeln auf den Lefzen der Fähe aus. Wie konnte er sich da so sicher sein?

,,Asrik. Unsere Mutter ist eine Göttin. Sie ist der Wind auf dem Felde, der Sturm auf den Meeren und die Briese im Frühling, die als leichter Hauch das Geäst der jungen Bäume durchpflügt. Wenn unser Rudel nicht einmal einen normalen Winter ohne Verluste übersteht, wie soll es enden, wenn sich das Klima verschlechtert und die Jahreszeiten doppelt so hohe oder niedrige Temperaturen aufweisen, als jetzt? Vor einem Jahr hat ein Erdrutsch mehr als die Hälfte unserer Rudelmitglieder in den Tod gerissen. Mitunter unseren Vater! Und jetzt diese Lawine, ausgelöst durch den kalten Willen der Natur … Das ist nicht mehr normal. Nichts in normal! Ich fühle mich wie der Spielball einer nicht existenten Dimension, die sich daran ergötzt, wie wir gegen das Verderben ankämpfen.“

– Ihr stockte der Atem; ihre aufbrausenden Wörter verhallten. Erst nach den vielen, gesprochenen Sätzen war der Wölfin klar geworden, was sie überhaupt gesagt hatte. Wo war ihre Hoffnung? Ihr Selbstbewusstsein und die Stärke, zu glauben? Ja, was war mit dem Glauben? An Ceresaya, dem Gott des Lebens und den Glauben an ihre Mutter? Würden sie das Rudel und ihre Kinder einfach so im Stich lassen? Ceresaya hatte es getan, aber war nicht alles, was er tat ein Zeichen? Ein Zeichen Gottes? Vielleicht sollte der Tod Chivans ein Denkanstoß sein, ein Gebärde die andere nicht verstanden, aber von Isaky entziffert werden musste? Die Weiße schüttelte apathisch den Kopf, als wolle sie mit dieser Geste die wirren Gedanken verbannen. Was zur Hölle war nur los mit ihr?

Ein plötzliches, lautes Heulen schallte durch den Wald und zerriss die Luft wie eine scharfe Klinge. Augenblicklich schnellten die bernsteinfarbenen Augen der weißen Wölfin in die Ferne, und suchten die hohen Stämme der Bäume nach einem fremden Wesen ab. Ihre Nasenflügel blähten sich auf und sie stieß die Luft aus ihrer Lunge in kürzeren Abständen, gleichmäßig in den Himmel. Eine fremde Fähe, voller Erfahrung in ihrem knapp 5 Jahre langen Leben, hatte die Reviergrenze überschritten und näherte sich der Rudelhöhle. Ihr Ruf hatte weder aggressiv noch spöttisch geklungen – sie schien zu wissen, was sie tat und in friedlicher Absicht zu kommen. Die weiße Wölfin wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Bruder, ehe sie sich erhob und mit langsamen Schritten aus dem Schutz der Felsen trat. Der Wind erfasste ihren Pelz und wehte ihn auf – ließ sie größer und dominanter wirken; mächtiger, als sie eh schon war.

[ASRIK | AUSSERHALB DER RUDELHÖHLE; DÂNA GEWITTERT]
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Chairon

Chairon


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMi Aug 11, 2010 11:50 am

Der mürrische Ton ließ Chairon amüsiert schnauben. Àmur war immer noch derselbe narr wie damals und Chairon war sich sicher, er hatte sich kein Stück verändert, seitdem sie sich – glücklicherweise – aus den Augen verloren hatten. Doch der große Graue machte ihm Sorgen, denn auch er schein nicht angetan davon, dass der Rüde hier aufgetaucht war. Eine kurze Sekunde blitzte in seinen Augen die Sorge über die Zukunft auf. Er konnte nicht sein Leben lang jemanden suchen den er wohl niemals wieder finden würde, und die Frage wo Neéira und Aceiîo waren, brannte ihm weiterhin auf der Zunge, der er allerdings geschickt umging.

“Naja, besser würde ich nicht gerade sagen mein Lieber. Alte Bekannte zu treffen sprüht doch nur so vor Erinnerungen. Ich sehe du hast einen neuen Freund gefunden – Hat Naemi begriffen was für ein Dummschwätzer du bist?“

Ein amüsiertes Lächeln dazu und der Rüde war sich sicher Àmur würde sich Hilfe suchend an seinen Kameraden wenden. Dieser sprach den Rüden jetzt auch noch an.

“Neugier ist nicht gut für dich Fremder. Wer weiß, vielleicht bin ich ja das, was du fürchtest?“

Sollte dieser eingebildete Trottel nur denken, er wäre Chairon überlegen. Seine durchdringenden Augen stachen Chairon in seinen eigenen und er blickte finster hinein. Augenkontakt war für den Rüden nicht das geringste Problem und würde den grau – braunen nicht einschüchtern. Das Nackenfell des Fremden sträubte sich und der Rüde knurrte. Er war sicherlich nicht auf einen Kampf aus, denn der Rüde schien taktisch und kräftig zu sein, doch verteidigen würde er sich sicherlich. Er trat einige Schritte weiter vor und betrachte sein gegenüber, sträubte ebenfalls die Nackenhaare und knurrte erneut.

“Bevor ich mich jemandem vorstelle würde ich doch gerne wissen, wer den Drang besitzt zu erfahren wer ich bin Fremder.“.

Chairon wusste ja, dass Àmur ein Idiot war, aber das er mit so einem aggressiven Tölpel durch fremdes Gebiet lief, hatte Chairon ihm wirklich nicht zugetraut. Er spannte seinen Körper an, jeden Muskel den er hatte – davon hatte er bei weitem nicht wenige – würde zerreißen, wenn er versuchte sie noch weiter zu strapazieren.


[ÀMUR && SHANE]
Tut mir Leid das es so extrem wenig ist, aber mein Internet macht mich fertig und ich wollte die kurz Gelegenheit nutzen um euch das Schreiben zu ermöglichen. :/

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Neesha

Neesha


Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling Vide
BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMi Aug 11, 2010 12:18 pm

Worauf er auch hinaus wollte, was er auch vor hatte, ganz gleich, was geschehen würde - sie würde ihm folgen. Zweifellos. Sie hatte ihre stärkere Seite damals verloren, so etwas Dummes würde ihr nie wieder passieren. Sie war in ihm verwachsen, stärker denn je und niemand konnte sie mehr von ihm wegnehmen. Bevor das passieren würde, müsste Blut vergossen werden. Müsste ihr Leib grauenvoll, wie ein böser Tumor von dem seinen geschnitten werden. Und selbst dann wäre es wahrscheinlich schon zu spät für eine erfolgreiche Trennung, denn er hatte sie gefunden und tief versteckt in ihren Gedanken wusste Neesha ganz genau, dass er ihr gefolgt war, dass er ohne sie nicht hier wäre. Oh nein, so beschränkt war sie nicht um das nicht zu schätzen. Die schmale Assassinenschnauze richtete sich gen Himmel, ehe sich die tiefen und trozdem so nichtssagenden bernsteinfarbenen Augen der Weißen schlossen und sie mit einem tiefen Atemzug von der Luft dieses tristen Morgens ihre Lungenflügel durchströmen ließ. Die kleinen Ohren zuckten hin und wieder, als sie die vertraute Stimme wahr nahm, aber sie ließ sich das Analysieren seiner Worte nicht anmerken. Sie wirkte abwesend, in sich gekehrt. Und dies war schon mehr als man eigentlich von ihr bekam. Den Sturm, ja. War der Sturm nicht immer ihr stiller Begleiter überall dort, wo sie verweilten? Brach er nicht jedes Mal irgendwann aus? Kurze Bildabrisse schossen ihr durch den Kopf. Verkrampfte blutige Leiber Ungläubiger, leere, ins Nichts starrende Welpenaugen, in tausend Stücke zerrissene Familien. Gefallene Könige, Oberhäupter, gerichtet durch ihre Fänge.

Ihr Blick sank erst gen Boden, dann traf er erneut das Rot in Cocaines Augen, während sich ihre Nasenlöcher leicht aufblähten. Es brodelte in ihr, und er wusste verdammt gut, wieso. Das hier war kein Leben für sie, denn es würde sie auf Dauer nicht zufrieden stellen. Sinnlos in den Tag hinein zu leben, was für ein abscheulicher Gedanke. Es war an der Zeit, dass jemand blutete. Dass ein verdammter ungläubiger Heide für seine Taten Buße tun würde. Diese verkommene Welt war vergiftet von Maden, die lebten wie im Speck. Mit einer Weltanschauung, einer Ansicht vollkommen ohne Respekt und ohne Glauben. Und sie vemehrten sich schnell. Mit jeder verstrichenen Stunde zogen sie wie eine Pest unaufhaltsam über das Land und infizierten die Ohren und Gemüter anderer mit ihrem gottlosen, heidnischen Gequatsche. Doch wenn diese würdelosen Gestalten der Meinung waren, dass sie damit durchkämen, so würden sie bitter bezahlen für ihre Dummheit. Sie alle. Die verloren gegangene Ehrfurcht vor etwas Mächtigerem würde man ihnen schon wieder eintreiben. Und die Körper derjenigen, die sich nicht belehren ließen, würden qualvoll im Höllenfeuer verbrennen.

Die Augen der Weißen verengten sich zunehmendst und ihr Atem wurde schneller, flacher. Aber hier anzufangen. Hier, in diesem beudeutungslosen ... Nichts! Der Gedanke wirkte irgendwie abstrus, aber sie wollte ihm auf der anderen Seite auch Vertrauen, so wie sie es immer tat. Vielleicht wollte er wirklich hier anfangen ihre Werte und ihren Glauben vermitteln.

"Du weißt, wir gehören nicht hier her. Und bei Gott, ich frage mich, wieso sie mich fort schickten. Zu nichts bin ich gekommen. Auf nichts bin ich gestoßen. Und nun bist du hier. Es verstreicht zu viel Zeit, in der wir nützlichere Dinge hätten tun können."

Wisperte sie mit leiser Stimme, die ihm dennoch einen konsequenten Nachdruck vermittelte, ihn warnte.

"Wir wissen noch nicht einmal, ob diese Artgenossen von irgendwem geleitet werden. Niemand von ihnen ist offensichtlich von Bedeutung. Und ja, natürlich wäre das genau der richtige Zeitpunkt um zuzuschlagen, um ihnen die Augen zu öffnen und ihnen zu zeigen, was aus dieser Welt geworden ist. Aber sieh sie dir an. Wie der Winter und das Schicksal sie hernieder gerafft hat. Ist dieses Pack unsere Energie wert?! Haben sie überhaupt Rettung verdient.."

Vielleicht aber hatte ihr Gefährte Recht. Vielleicht galt es genau das herauszufinden.



[BEI COCAINE]
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Àmur Bhayalí

Àmur Bhayalí


Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling Vide
BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMi Aug 11, 2010 4:06 pm

„Was für ein Idiot“ wäre wohl der erste Gedanke des Goldbraunen gewesen, der sich – wer hätte das gedacht – nach den schelmischen Lauten des Geiers mit einer Note „zynischer, alter Bock“ vermischte. Er brannte aber auch darauf, ihn immer wieder in Verlegenheit der Anwesenheit seiner Majestät zu bringen. Oh, oh! Shane, der allwissende, gnädige … Gott? Ha. Guter Witz. Man tausche ‚allwissend’ mit dem schicken Wörtchen ‚verbittert’ und nahm den wohlwollenden Klang von ‚gnädig’ und hauche ihm eine Spur Sarkasmus ein. Ja, das war es. Nichts anderes als der graue, verdorrte Jäger, der sich ihm vor wenigen Monden angeschlossen hatte. Mit welcher Raffinesse Àmur sich den Klos so weit vom Leib hielt, dass er nicht eines Nachts doch auf den Gedanken kam, seine Halsadern wie ein Verrückter auf zu zerschlitzen, war und blieb ihm nach wie vor ein Rätsel. Vielleicht war der Alte ja eine Art Fluch, der ihn bis an seines Lebens Ende mit mürrischem Gelaber verfolgen würde? Da viel dem Braunen in all der Angst um seine verdiente Ruhe vor Missetaten und Mahnungen des wilden Tigers ein, dass er einmal unangebracht geflucht hatte und irgendwo in den Wäldern, die er seines Lebens durchstreifte, ein braunes, übel riechendes Häufchen Elend liegen lassen hatte. Hugh! Ja, das musste es sein! Möge man ihm verzeihen und Erbahmen haben!

Er war auf die stachelnden Worte Shanes nicht weiter eingegangen. Es brachte ja doch nichts. Lechzte der Alte nach verbalen Duellen und Bestätigung, konnte er diese mit dem braunen Prinzen vergessen. Das Interesse daran und an dem Zusammenprall mit dem bemitleidenswerten Knacker fehlte ihm einfach zu sehr. Sicher waren sie ab und an ganz spaßig, aber die Einstellung des Grauen wies diese zeitliche Einschränkung nicht auf. Für ihn gab es nur: 24 Stunden am Tag. (Und wahrscheinlich noch darüber hinaus.) Ein verächtliches Schnauben drang aus dem Fang des Rüden und zeigte sich als schwer erkennbare Wolke in der Luft. Es war immer noch recht kalt, aber deutlich wärmer als die vergangenen Tage. Der Frühling kam; so viel war sicher. Aber nun galt es nicht, der lebensfrohen Jahreszeit entgegen zu singen, sonder sich um diesen Hund zu scheren, der ihm nach wie vor mit einer Miene voll Verachtung gegenüberstand. „Scheint, als hättest Du das Bisschen Humor, was Dir Gott in die Wiege gelegt hat, auch noch mit Dummheit versenkt.“ Die Neutralität auf seinen Zügen war nicht gewichen; nur die Nackenhaare des Braunen stellten sich unwillkürlich auf, als der Name der weißen Prinzessin viel. Sie hatte hiermit wenig zu tun, und dieser Bastard von Wolf sollte sie nicht wagen, sie auch nur mit dem Hauch einer Andeutung zu erwähnen. „Lange Geschichte. Erinnere mich nicht dran.“ Gab er dem Geier knapp zurück, als dieser fragte, wann sich die beiden schon einmal begegnet waren. Den alten Bekannten ließ er dabei nicht aus den Augen.

Ein Augenblick der Stille verstrich, dann brachen die leichtsinnigen Worte Chairons das Schweigen und Amur verfiel in einem lauten, herzhaften Lachen. Das war doch jetzt nicht sein Ernst, oder vielleicht doch? Was für ein Narr. „Mein Guter“ fing er von Neuem an „Du scheinst Dir gar nicht im Klaren darüber zu sein, wie lächerlich das eben geklungen hat.“ Er runzelte die Stirn und blickte spöttisch von Oben auf ihn hinab. Wie lächerlich er generell klang und sich gab, war die volle Wahrheit. Aber ließ er den kleinen Welpen mal im Glauben, er sei der große Hecht, für den er sich hielt.
Er bemerkte die Anspannung des Braunmelierten und roch das Adrenalin, was durch seine Adern pulsierte. Er schien bereit für einen angehenden Kampf und auch Amur ging eine drohende Körperhaltung ein, als das Knurren aus Chairons Magen drang.

[SHANE | CHAIRON]
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Ilâd

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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyDo Aug 12, 2010 4:24 pm

Schmerz, rasender Schmerz und das immer noch, obwohl der Tod seines Vaters nun doch schon länger her war, doch nicht lange genug, denn in seinem Inneren tobte es, ständig, Hass und Schmerz kämpften dagegen an und immer wieder sah er das Antlitz des alten Wolfes, seines Vaters, seines Vorbilds vor sich, während die hellen Augen lebloser wurden, verblassten und nicht mehr die Sterne waren, so hell schimmernd, so wunderschön. Wenn die Gedanken kamen, ging das Licht und es war wahrscheinlich natürlich das sich der junge Rüde so verhielt, doch er litt stumm unter dem eisigen Verlust seines geliebten Vaters, genauso wie er unter dem fern bleiben seines Bruders litt, doch all das Jahr der vergeblichen Suche nach seinem Vater war so sinnlos gewesen, denn kurz vor dem Ziel war er von ihm gerissen worden, so knapp war es gewesen, doch er war gescheitert und hatte damit sicher nicht den Stolz von Seatan auf sich gezogen. Chivan. Wie sehr er diesen Rüden doch hasste, wie sehr er seinen eigenen Onkel doch verabscheute, denn er hatte einfach so seinen Vater mit in den Tod gerissen er und seine verdammte Schwester waren schuld an dem Verlust, der sich zu tief in das Herz des Wolfes gegraben hatte und den Maskenträger für lange Zeit merkwürdig erstarren ließ. Ja, für viele Wechsel von Mond und Sonne war da nicht mehr der Charmeur, der Teufel, nein der Harlekin war merkwürdig still geworden, als hätte man ihm seine ganzen verschiedenen Gesichter von seinem Antlitz gerissen worden und eine merkwürdige Starre wäre nun dort um den Platz einzunehmen. Er hatte geschwiegen, lange Zeit hatte er einfach nur nachgedacht und getrauert, nur ein leichter genugtun war es gewesen, dass dieses Rudel hier einen schweren Schlag abbekommen hatte durch das Verschwinden von Chivan und auch den Verlust vieler durch diese Lawine, immer hin war er also nicht alleine mit seiner Trauer und doch war er auf eine Weiße alleine.

In dieser Zeit hatte er einen hellen Schatten gehabt, nein eine helle Seite, die stetig bei ihm gewesen war, so hell, so schön, Essayi. Ilâd konnte nicht sagen, ob sie wusste, warum er sich lange Zeit so seltsam verhalten hatte, nein, denn er hatte nie mit ihr darüber gesprochen, es nicht einmal versucht, denn nicht einmal sie ging das alles etwas an, auch wenn sie immer noch das Tier war, das ihm am nächsten stand, hier in dieser Welt voller Irrsinn und Tod. Auch jetzt war sie wieder hier, vermutlich würde sie auch nicht mehr so schnell von seiner Seite verschwinden, denn sie beide waren die Einzigen, die sich so von dem Rudel abschotteten, die Einzelgänger hier waren, warum sie so war, wusste er nicht, doch er bat auch nicht um dieses Wissen, es hatte ihn nicht zu kümmern, eigentlich nicht, doch es fiel ihm immer öfters schwer seine Neugierde in Zaum zu halten, sie nicht einfach zu fragen, warum sie so war, wie sie nun einmal war. Das Rudel war geschrumpft, ja einige waren dahin gerafft worden und vielleicht würden noch mehr folgen, doch das fand der junge Rüde alles andere als besorgniserregend, denn sein Ziel war es dieses Rudel auszulöschen, nicht nur es zu verkleinern, nein es sollte verschwinden, vom Erdboden verschluckt mit seinen ganzen Geschichten und Sagen um neben seinem Vater ein Grab zu finden, ja dieses Geschenk wollte das schöne Tier seinem geliebten Erzeuger machen, wenn er ihn schon nicht im Leben stolz machen konnte, dann wenigstens im Tod. Die Gedanken des Wolfes sprangen zwischen der weißen Fähe und seinem düsteren Vater hin und her, er konnte sich nicht entscheiden, was es mehr wert war, dass er an es dachte, entweder oder, aber nein er entschied sich nicht, er versuchte beides zu verbinden.

Still saß er eine Zeit dorten, so als wäre er vollkommen in seine Gedanken versunken, doch waren seine Ohren aufmerksam gespitzt und seine Augen blickte klar über die scheinbar so friedliche Landschaft, welche vor nicht all zu langer Zeit mehrere Leichen der Rudelmitgliedern auf sich ruhen hatte, gebettet in den ewigen Schlaf, aus dem niemand mehr aufwachen konnte und niemand versuchte es mehr, vielleicht genoss man diesen Schlaf sogar, wenn man erlöst war von all diesem Irrsinn, den Qualen dieser Welt. Nach einem kurzen Zucken seiner Ohren wand er sich zu Essayi, seine Augen leuchteten aufmerksam, er zeigte wie immer eine seiner Masken, trug sie, balancierte sie geschickt auf seinem Antlitz und ließ sie nicht so schnell fallen, nein, bis sie einmal zerbrach und die nackte Wahrheit preisgab, würde es dauern, denn allein der Tod hatte sie kurz schwanken lassen und sie schließlich nur noch fester auf sein Gesicht gelegt. Ein sanfter Wind strich über seinen Körper und trug einen fremden Geruch auf ihn zu, der ihn über den Körper der Weißen hinweg sehen ließ, denn er wusste, dass ein angeschlagenes Rudel schnell Feinde zu sich zog, sobald die Kunde über das Land getragen worden war und so würde es auch hier sein, wahrscheinlich wussten die umliegenden Rudel schon lange bescheid bevor die letzten, entsetzten Todesschreie verklungen waren, bevor der Blut verschmutzte Schnee hinweg getragen worden war. Es war nur ein leichter Geruch, von einem Wolf, ob Rüde oder Fähe kümmerte den braunen Rüden nicht, nein sollten sich doch die anderen dieses Rudels um vermeintliche Eindringlinge sorgen, sollte ihre große Alpha mit ihrem Bruder Schlachten schlagen, während er die Seine stetig plante, sie sollte fließen, wie tödliches Gift jedes dieser Wesen ummanteln und zu Boden zwingen.

„Riecht ihr das Essayi? Ein Fremder eilt auf uns zu, schnell, sollen wir ihn fürchten oder nicht?“


Sanft und ruhig erkundigte er sich bei der schönen Fähe, doch nur um den Auftakt für ein Gespräch zu finden, das sie schon zu lange nicht mehr geführt hatten, doch er behielt seine respektvolle weiße zu sprechen bei, denn, auch wenn er sie nun schon Monate lang kannte, so war es doch nicht seine Art mit ihr zu reden wie mit einem billigen Köter. Sie war seine Augenweide und in seinen tiefsten Inneren wusste er, dass er sich an diese Fähe klammerte und diese ihm wahrscheinlich den Rücken kehren würde sollte sie ihre Wichtigkeit in dem Leben des braunen Tiers erfahren, welcher dort stand, vor ihr die hellen Augen schön und ruhig auf ihr ruhend, abwartend, ob sie sich eher um den fremden Geruch kümmern würde oder sich dem sanften Spott widmete, der aus den Worten des Wolfes erklang, genau berechnet um sich nicht unwissentlich gegen die Weiße zu richten. Die Lefzen des Harlekins verzogen sich zu dieser Grimasse, zu diesem Lächeln, das nach dem Tode seines Vaters beinahe gänzlich verschwunden war und erst wieder genießen, wie es über seinen Pelz strich, aus der tiefen Dunkelheit wieder emportrieb ins Sternenlicht, um sich daran zu erfreuen und es zu genießen, wie es über seinen Pelz strich. Leicht reckte er den Schädel vor zu ihr, schob seine Nase näher an ihr Antlitz und atmete den lieblichen Geruch der seltsam mysteriösen Weißen ein, um ihn niemals zu vergessen.


[ Bei Essayi | wittert Riaz]
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Essayi

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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySo Aug 15, 2010 10:51 pm

Die Vergangenheit hinter sich zu lassen war ein Schritt gewesen, den die weiße Fähe nur zu gern getan hatte. Auch wenn es ihr sehr schwer fiel nun überhaupt nicht mehr daran zu denken, so war es doch etwas gewesen was getan werden musste. Sie hatte sich von ihrer Familie abgewendet, war gegangen um den Schmerz, den Verrat und den Verlust nicht mehr spüren zu müssen. Die Weiße wollte nicht mehr daran denken was geschehen war und warum sie nun allein war. Warum sollte sie auch, denn es war nun ihre Vergangenheit und kein Teil mehr ihrer Gegenwart oder der Zukunft. Die Zukunft der weißen Fähe war ungewiss, sie war sich jedoch sicher, dass sie ihre Familie nie wieder sehen wollte. Sie wurde verletzt und von der eigenen Familie enttäuscht. Doch warum dachte sie gerade nun daran, wo sie in Begleitung des braunen Rüden war. Sie hatten sich beide nichts von ihren Vergangenheiten erzählt, ihren Geschichten, den Teilen ihres Lebens. Ihr war bewusst, dass Ilad einen ähnlichen Charakter hatte wie sie selbst. Doch sie hatte auch bemerkt, wie niedergeschlagen er gewesen war, nachdem er von dem Tod Seatans erfahren hatte. In welcher Beziehung stand er zu diesem Rüden? Es ging sie nichts an und das wusste sie auch aber darüber nachdenken durfte sie doch wohl noch. Nachdem die Lawine das Rudel dahingerafft hatte, hatten sich die beiden von den Wölfen entfernt. Seit dieser Zeit streiften die beiden nun schon allein durch das Revier. Zu Anfang hatten sie den Umständen entsprechend viel gesprochen, doch mit der Zeit hatte das nachgelassen und nun, in letzter Zeit waren sie nur noch schweigend nebeneinander hergelaufen. Es wunderte sie tatsächlich wieso sie so viel mit diesem Rüden redete, doch sie genoss seine Nähe. Sie genoss seine Gegenwart und die Art wie er zu ihr sprach. Wenn er sie ansah wusste sie nicht, was sie in seinem Blick zu sehen vermochte. Einerseits waren seine Seelenspiegel gefühlskalt doch wenn sie genau darüber nachdachte, dann war sie sicher, dass sie dort manchmal winzige Regungen erkennen konnte. Was das allerdings zu bedeuten hatte wusste sie nicht. Sie wusste auch nicht wieso sie seine bloße Gegenwart duldete. Was war er für sie? Und vorallem.. was war sie für ihn? Was war die weiße Fähe für den unergründlichen braunen Rüden? Bloß eine Begleiterin in seiner Einsamkeit? Oder doch etwas mehr? Was dachte sie überhaupt darüber nach? Er veränderte sie, das war nicht gut..

Sanfte Winde umspielten den schlanken Körper der Fähe, plusterten ihr Fell auf und flüsterten ihre Worte. Die Fähe genoss sie in vollen Zügen, reckte die Schnauze in die Höhe und atmete tief ein. Wie ihr Kopf so in die Höhe gehoben war wirkte sie edel, vielleicht auch ein wenig arrogant aber das interessierte sie nicht. Ihre Ohren hatte sie an ihren Hals gelegt und ihre Lungen füllten sich mit der herrlich klaren Luft. Die Augen geschlossen lauschte sie dem Flüstern des Windes, dem Rascheln der Baumkronen und dem Singsang der Vögel. Die Weiße genoss es einfach nur den Geräuschen der Natur zu lauschen ohne sich um etwas anderes zu kümmern. Ob es nun die Anwesenheit des Rüden war oder etwas anderes, in diesem Moment vergaß sie es einfach. Sie spürte den Boden unter ihren empfindlichen Pfoten, die Luft um ihren Körper und den sanften Nieselregen auf ihrem Fell. Sie liebte den Regen, das Gewitter, Stürme im Allgemeinen. Sonne hingegen konnte sie einfach nicht ausstehen. Schade, denn nach dem Frühling kam, wie jeder wusste, der Sommer. Die Fähe wusste noch nicht so ganz was dann sein würde. Würde sie dann immer noch mit dem Braunen durch das Land streifen. Zeit mit ihm verbringen? Oder würde er sich doch von ihr abwenden sobald er genug von der weißen Fähe hatte? Was wenn er herausfinden würde, dass sie nicht wollte, dass er von ihr ging? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er es dann noch in ihrer Nähe aushalten würde. Die Gewissheit über soetwas zu haben konnte glücklich machen, aber auch schmerzen. Sobald er davon erfahren würde wäre sie wieder allein. Allein, wie sie es immer war. Allein mit sich selbst…

Noch bevor Ilâd seine Stimme erhob, hatte der Wind ihr Kund getan, was in ihrer Umgebung vor sich ging. Langsam hoben sich die samtenen Lieder von den azurblauen Augen und ließen das Licht wieder in die reine Iris der Weißen fallen. Es erschien ihr grell, doch das würde sich geben. Mit dem Geruch der Frühlingsblumen, der Waldtiere und dem Wald im Allgemeinen war auch noch ein anderer Geruch zu ihr getragen worden. Ein fremder Wolf war in ihrer Nähe, so viel war klar. Ihre kleinen Ohren stellten sich auf, zuckten unruhig und suchten die Umgebung ab. Ob der Fremde nun eine Fähe oder ein Rüde war, war ihr ziemlich egal. Das einzige was zählte war, dass es ein fremdes Tier es gewagt hatte sich ihnen zu nähern ohne das eigene Erscheinen anzukündigen. Ein genervtes Knurren entschlüpfte ihrer Kehle als sie sich aufsetzte. Bis eben hatte sie entspannt in geringer Entfernung von Ilâd gelegen und hatte den bloßen Tag genossen, die Nähe zu dem Rüden der ihr so unerklärlich wichtig geworden war. Als seine Stimme ertönte, so sanft und ruhig, erschauderte sie leicht. Unmerklich für Ilâd, doch ein allzu großes Zeichen für sie selbst. Sollte es ein Scherz sein was er da von sich gab oder war es sein ernst? Mit ihrem kühlen, abweisenden Blick schaute sie abschätzend auf den braunen Rüden. In ihrem Blick lag weder Spott noch jedwede Emotion. Er war leer, kalt und doch interessiert zugleich. Wollte er sich tatsächlich einen Scherz mit ihr erlauben. Sie hatte gedacht, dass er inzwischen begriffen hatte, dass sie nie zu wirklichen Scherzen aufgelegt war. Warum tat er das also. Sie war sich sicher, dass sie dort Spott in seiner Stimme erkannt hatte. Doch sollte sie nun auf seine Frage eingehen oder darauf, was sich dahinter verbarg? Schon wieder so viele Fragen..

“Nun, da ich weder davon ausgehe, dass Eure Frage aus einem ernsthaften Grund gestellt wurde, noch dass ihr euch wirklich Sorgen um uns macht, werde ich darauf genauso antworten. Glaubt ihr wirklich uns droht Gefahr? Seid ihr wirklich der Überzeugung ich würde mich vor einem Fremden fürchten der, wie ihr mit soeben sagtet, auf uns zueilt? Liebster Ilâd, ich dachte Ihr kennt mich inzwischen, denn ich glaube kaum, dass zwei Wölfe unserer Größe vor einem Fremden davonlaufen sollten..“

In der melodischen, klaren Stimme der Fähe mischte sich Spott, Ironie und Ernsthaftigkeit zugleich. Sie wollte den Rüden in keinem Fall wirklich verärgern. Sie wollte ihm lediglich klar machen, dass er sich solche Bemerkungen in ihrer Gegenwart sparen könnte. Sie wusste selbst, dass ihr Handeln aufgesetzt war. Sie könnte sich nun auch einfach an seine Seite drücken und ihren Kopf in seinem Fell betten aber sie tat es nicht. Es war ja auch schon schlimm genug, dass sie nur daran dachte. Doch als er sie mit diesem einen Lächeln betrachtete legte sie den Kopf schräg. Auch wenn sie sich nun schon über Monate kannten und zusammen umhergezogen waren, sie konnte ihn in dieser Situation nicht einschätzen. Erschrocken über das, was als nächstes geschah blieb sie zunächst wie angewurzelt dort wo sie war. Der braune Rüde hatte sein Schnauze näher an ihr Gesicht gebracht und atmete ein. Verunsichert von dem was er da tat, legte sie abermals den Kopf schräg und musterte seine funkelnden Seelenfenster. Noch während sie das tat wurde ihr klar, was sie da grade tat. Sie ließ einen Rüden so nah an sich heran, einen Artgenossen sie so sehr verunsichern, dass sie nichts dagegen unternahm. Ein Knurren stieg ihre Kehle hoch und sie zog sich zurück. Es war kein bösartiges Knurren, einfach nur eine Warnung an Ilâd, dass er sich so etwas in der nächsten Zeit lieber verkneifen sollte. Ihr Antlitz hingegen sprach für den Bruchteil einer Sekunde Bände: Verunsicherung, Verzweiflung, Angst..


[in Gedanken | bemerkt Riaz | spricht mit Ilâd | ist verwirrt]

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Riaz Asharyn

Riaz Asharyn


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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyMo Aug 16, 2010 9:15 pm

Es war, wie aus einem tiefen, erholsamen Schlaf zu erwachen. So als wäre er nicht gelaufen und nur eine Nacht, sondern hätte den gesamten Weg im Schlafe zurück gelegt. Der Wind weckte Lebensgeister in ihm, strich ihm durch Fell und um die Schnauze, liebkoste ihn mit Kühle und gab ihm Sicherheit. Zumindest in jenem Augenblick schien er allein und vollkommen gesichert in auf diesem Flecken Land, an welchen ihn seine Pfoten geführt hatten. Die feinen Ohren zuckten, doch außer den natürlichen Geräuschen der Natur konnte der helle Jäger keine weiteren Zeichen des Lebens in nächster Nähe feststellen. Und so gab er sich der Ruhe hin, verlagerte sein Gewicht für einen Moment auf die Hinterläufe und ließ den Körper zu Boden gleiten. Zum ausruhen gleich, bettete der erwachsene Rüde den Kopf erneut auf den Pfoten. Nicht das er müde gewesen wäre, die eine Nacht die er geruht hatte, hatte dem Wolf mit den seltsamen Augen vollkommen gereicht um zu einem wachen Stadium zurück zu finden. Nein, er huldigte allein dem Wind und der frühen Sonne, genoss Wärme und Kühle die sich gleichzeitig zeigten und schonte seinen Geist, der sich schon wieder, oder besser immer noch, von giftigen Gedanken heimsuchen lassen wollte. Schon so früh hatte der Rüde gelernt, das seine eigenen Gedanken auch oftmals seine Feinde waren, doch daraus gelernt hatte er einfach nie. Er versuchte es zwar immer, jene boshaften Gedanken beiseite zu schieben, doch erfolgreich war er bei diesem Unterfangen nicht immer. Und besonders jetzt, wo er sich der Ruhe und dem Neuen hingab, war er verletzlich und ungeschützt wie ein Welpe.
Sorge brach über seinem Kopf herein, wie Wellen auf tosender See über eine kleine Nussschale von einem Boot. Belastende Dinge und vor allem Existenzangst nagten an diesem Wolf. Unruhe und Selbsthass drohten ihn in den kürzesten Momenten zu ertränken, sodass der Aschensturm schon sehr schnell wieder auf die eigenen vier Pfoten gelangte und seinen Weg fortsetze. Es brachte nichts mit sich selbst zu rasten, es brachte nur Leid – und das kannte er einfach nur zu Genüge.
Doch zu schnell wurde sein Weg von einer mehr oder minder unerwünschten Empfindung abgefangen. Seine feine Nase hatte Artgenossen gewittert und so wie der Wind gerade stand, hatten sie ihn vermutlich bereits seiner einer ganzen Weile wahrgenommen. Die Ohren des Wolfs lehnten sich zurück, nur einen Augenblick lang überlegte er über sein nächstes Handeln, doch zu schnell war die Entscheidung gefasst. Umkehren war eine Option die er ganz einfach nicht mehr kannte. Sein Weg führte ihn zu diesen Wölfen? Gut, dann würde er ihn gehen, egal was passieren würde. Er würde schon erkennen wenn sie ihm etwas Böses wollten. Immerhin war auch er niemals ganz hilflos gewesen, im Gegenteil, er hatte ja bereits kennen gelernt das er in Notsituationen stärker und schneller handeln konnte, als es ihm selber lieb war. Doch dies war meistens nicht einmal nötig. In seinen drei Jahren Wanderschaft hatte er wenige Wölfe kennen gelernt, die ihm mit purer Feindschaft entgegen getreten waren. Vielleicht war Naivität, vielleicht auch Leichtsinn, der ihn mit eben jener Einstellung genau den Weg zu den Fremden einschlagen ließ.
Die Sonne ließ die Umgebung sanft schimmern, als ihm die beiden Artgenossen ins Sichtfeld gerieten, die er zuvor gewittert hatte. Vor ihm tat sich die Umgebung, samt zweier Wölfe auf. Der eine Braun, der andere strahlend Weiß. Distanziert drosselte der cremefarbene Wolf sein Tempo und lehnte die Ohren zurück. Er wollte nicht böses, noch wollte er das eventuelle Revier dieser Beiden anfechten, sodass er die Rute gelassen gesenkt hielt. Beim Näher kommen erkannte er, das es sich um eine Fähe und einen Rüden handelte.

“Ich Grüße euch, Fremde.“

Er hielt in knappen 2 Meter Entfernung inne. Sodass sie alle noch genug Reaktions- und Handlungsfreiraum besaßen um aus dieser Situation heil heraus zu kommen. Die Fremden gingen relativ gelassen und bekannt miteinander um, sodass er sie als Rudelmitglieder, Freunde oder gar als Paar einschätze. Auch wenn er von diesen Vermutungen vorerst keine Äußern wollte. Riaz nutzte die Sekunden der Stille zwischen den Worten, um die Fremden vorerst eingehend zu Mustern. Der braune Rüde erschien ihm jünger als er selbst, vermutlich sogar mehr als ein Jahr, dafür war er allerdings einiges größer. Auch wenn der Helle keine Ambitionen machte sich mit diesen Wölfen anzulegen war ihm eine Einschätzung der Lage ungemein wichtig. Immerhin traf er öfters einmal auf fremde Wölfe und wer hätte ihm sagen können, ob er nicht einen von ihnen Mal wieder sah. Dieser Wolf jedoch war ihm Fremd. Zwar hatte er die selbe Fell und Augenfarbe wie sein kleiner Bruder, vielleicht sogar das selbe Alter, doch dieses Wunschdenken erwies sich als eben jenes. Dieser Wolf hier war gewiss nicht Fyevel.
Sein Blick wandte sich zu der Begleiterin des Braunen. Auch sie war jünger als er, allerdings auch wieder größer. Einen kurzen Moment fragte er sich, ob in dieser Gegend alle Wölfe so groß waren, dann verwarf er jedoch den Gedanken und prägte sich einfach nur die Erscheinung beider ein.

“Ich bin ein Wanderer in diesen Gegend. Ein Streuner auf der Suche.“

Er wandte einen Moment den Blick ab um zu verdeutlichen, dass er zu jenem Thema nichts weiter sagen würde und der Satz eben so stehen bleiben musste.

“Seid ihr Wölfe des hier ansässigen Rudels?“

Beende er schließlich mit einer Frage.
Eigentlich wusste er, das er das so nicht stehen lassen konnte. Und obwohl er niemals auf die Idee gekommen wäre, irgendwie höflich zu sein, hängte er schließlich doch etwas Höflichkeit an.

“Mein Name lauter übrigens Riaz. Riaz Asharyn.“

Er verschwieg lieber vorerst woher er kam. Von seiner Reise oder den Freiheitswölfen mit welchen er gewandert war, konnte er auch immer noch erzählen, wenn es die Wölfe interessierte. Doch so konnte er schlecht Wildfremden einen Knopf ans Ohr reden ohne das sie es überhaupt wissen wollte. Somit verharrte der Helle und wartete auf Reaktionen seiner neuen Gesellschaft.


[ Ilad | Essayi ]
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Aria

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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptyDo Aug 19, 2010 6:48 pm

Leichter Regen prasselte auf den Boden. Eine Spur von Pfotenabdrücken verlief zwischen Bäumen hindurch zu einer Gestalt, die alleine ihren Weg ging. Es war Aria. Ihr wildfarbenes Fell war übersät mit winzig kleinen Tröpfchen, die langsam ihr Fell durchnässten. Doch Aria machte dies nicht sonderlich viel aus, sie schien in Gedanken zu sein.

~*Jetzt bin ich schon lange umher gewandert, vielleicht wäre es an der Zeit mir etwas Gesellschaft zu suchen...Ich kann die Einsamkeit langsam nicht mehr ertragen...*~

Sie blieb stehen und blickte sich mit einem leicht wehmütigen Blick um. Sonst brachte sie der Regen immer in gute Laune, da sie viel Spaß daran hatte die Regentropfen zu fangen. Diesmal jedoch war ihre Stimmung betrübt. Die Zeit in Einsamkeit hatten sie zum Überlegen gebracht, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen war, ihre neue Familie zu verlassen.

~*Hätte ich meine Familie nicht verlassen, wäre ich nun nicht alleine, aber es war meine Entscheidung... Hoffentlich geht es allen gut...*~

Langsam setzte die Fähe ihr Weg fort. Ihre Ohren waren währenddessen gespitzt und ihre Schnauze nahe dem Boden. Sie suchte eine Wolfsfährte. Bislang war sie nur wenigen, meist allein ziehenden Wölfen begegnet, doch diesmal fand sie eine Fährte, welche von mehreren Wölfen herführte. Auch fand sie einpaar Pfotenabdrücke. Aria hob ihren Kopf und schaute in die Richtung aus der die Fährte kam. Nachdem sie einige Schritte dorthin gemacht hatte, konnte sie eine Reviergrenze riechen.

~*Ein Rudel?*~

Nach anfänglichem Zögern, entschloss Aria sich dem Rudel anzuschließen. Wenn dieses sie überhaupt annehmen würde. Vorsichtig und mit wachsam aufgestellten Ohren betrat sie das fremde Gebiet. Ihre Schritte, welche kaum hörbar waren, brachten sie zu einer Duftspur. Aria blieb stehen und zog den Duft zweier Wölfe ein. Sie mussten irgendwo in der Nähe sein. Konzentriert folgte sie der Fährte, bis ihre beigefarbenen Augen die zwei fremden Wölfe erblickten. Es waren ein wildfarbener Rüde und eine weiße Fähe. Vorsichtig, aber dennoch entschlossenen Schrittes, ging Aria auf die beiden zu. Sie hatte keine Ahnung, ob sie dem Rudel angehörten, doch sie entschied sich sie darauf anzusprechen.

„Seid gegrüßt. Mein Name ist Aria und ich bin auf der Suche nach dem Alpha des hier ansässigen Rudels. Könnt ihr mir sagen, wo er zu finden ist?“

Arias Stimme war leise, aber dennoch auf ihre ganz eigene Art schön. Ihr Körper war leicht angespannt, fast so als ob sie auf der Stelle flüchten wolle. Doch das wollte sie nicht, sie misstraute den beiden Wölfen, so wie anderen grundsätzlich auch, aber sie wollte dem Rudel beitreten und versuchen ein neues Leben zu beginnen. Misstrauisch blickte sie die beiden Fremden an und drehte unruhig ihre rötlichen Ohren in verschiedene Richtungen. Waren möglicherweise noch andere ganz in der Nähe? Oder gehörten die beiden Wölfe überhaupt nicht zum Rudel und sie müsste viel vorsichtiger sein? Verunsichert spannte sie ihre Muskeln an und ihr Nackenfell sträubte sich. Aria blieb jedoch in ihrer Position stehen und wartete auf eine Antwort. Insgeheim hoffte sie auf eine nette Antwort, doch sie war sich nicht sicher. Vielleicht war sie einfach zu vorsichtig, wie immer. Doch das war eben ihre Art. Außerdem befand sie sich auf fremden Boden, wer konnte da schon wissen, was passieren würde?


[betritt das Revier/trifft auf Cocaine&Neesha/stellt ihnen eine Frage/ist unsicher]
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Ilâd

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BeitragThema: Re: Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling   Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling EmptySo Aug 22, 2010 12:53 pm

Wind, er strich durch das lange Fell des Rüdens, liebkoste das Wolfsgesicht und wisperte eine Geschichte die sonst niemand verstehen würde in seine Ohren, erzählte ihm von Liebe, Treue, jedoch auch von Rachegelüsten, Hass und tiefem Schmerz, ja der Wind erzählte von den Gefühlen die in diesem tierischen Körper herum fegten um anscheinend vieles zu zerstören und dafür neues zu schaffen. Treue, vielleicht sollte man nicht gerade dieses Gefühl in dem muskulösen Körper nach vorne heben, so dass man, wenn man seine Gedanken las, vermuten müsste jemanden hier zu haben der ständig anderen die treue hielt und immer vertraute in das was noch gut war, beständig. Aber solche Gedanken würden niemals zu diesem Tier passen, denn er wusste das es etwas das Beständig war, für immer, nicht gab, nein alles ging, auch irgendwelche Hirngespinste die andere ‚Götter’ nannten würden weiterziehen und dieser langsam verkommenden Welt den Rücken kehren, denn es gab keinen Sinn mehr langsam zu beobachten wie sich Artgenossen gegenseitig abschlachtete, umbrachten und sich gegeneinander wanden, auch wenn die Kritik auf Ilâd selber auch zu traf. Seine hellen Augen leuchteten eine spur auf als er dem Lied des Windes lauschte, denn er hatte es vor, ja er wollte sich gegen seine Artgenossen wenden auch wenn das niemand gutheißen würde, so wollte er doch dieses Rudel spalten, aber erst einmal musste alles zur Ruhe kommen, er musste abwarten bis sich nicht mehr alle aneinander klammerten voller Angst, dass sie auch noch das Opfer der Natur werden könnten. Dieser Hauch sang von seinem Triumph, von seinem Sieg mit dem er seinen verstorbenen Vater endlich stolz machen konnte, das wonach er nun schon so lange hungerte und zwar vollkommen vergebens, es sollte geschehen, in nicht allzu ferner Zeit, vielleicht war dieses Flüstern aber auch nur eine falsche Hoffnung, vor allem da den Rüden die Befürchtung beschlich, dass er sich alles nur einbildete. Mit einem Ruck schob er dieses Geräusch aus seinem Verstand, schüttelte den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben die wie ein drohender Schatten seinen Geist verseuchten, ihn zu Boden zwingen wollten durch die Trauer, vielleicht würde er irgendwann Wahnsinnig werden, ja doch erst wollte er das tun was er sich vorgenommen hatte, erst musste er jemanden stolz machen, jemanden der nicht mehr auf dieser Welt verweilen durfte weil sein Bruder und seine Schwester sich wie zwei tollpatschige Welpen verhalten hatten.

Es gab etwas woran er sich klammern konnte, auch wenn er es niemals zeigen würde, ja auch er konnte verbergen, er konnte Sachen in seinem inneren verschlossen halten, so wie er vor vielen verheimlicht war wer sein Vater war, aus Angst das irgendjemand mit Chivan sprechen könnte und dieser Seâtan dann irgendwie zeigen würde das er vorgewarnt war und das von seinem eigenen Sohn, nein diese Schmach hätte der junge Rüde niemals zu gelassen, geschweige denn ertragen! Ein Licht schien in der Dunkelheit die sich wieder in ihm ausgebreitet hatte, während er dem Lied des Windes lauschte, dieses Licht befand sich vor ihm in der Gestallt einer hellen Fähe die ihn mit ihren kalten blauen Augen musterte, als wollten diese in sein Fleisch schneiden und ebenso viel Schmerz verbreiten wie der Verlust seines Lehrmeisters es getan hatte. Nur kurz schienen sie von Unsicherheit erfüllt bis sie sich wieder wie gewohnt in sein Herz brannten, wie sie es schon seit Tagen taten und es auch für immer tun würden, so wie er es sich jeden falls im Moment wünschte. Ja er könnte viel über diese Fähe erzählen die seit kurzer Zeit an seiner Seite lief und doch wusste er nur so wenig über sie, denn Essayi war niemand der viel erzählte obwohl sie bestimmt eine Geschichte hatte, jeder hatte eine Geschichte, doch vielleicht musste er es sich erst verdienen zu hören von was sie zu dieser jungen Fähe gemacht worden war die hier jetzt vor dem großen braunen Rüden stand. Wahrscheinlich ging er äußerlich neben dieser hellen, wunderschönen Gestallt unter, doch das kümmerte ihn nicht, denn schließlich schien dieser Stern nur für ihn und auch nur für ihn war sie sichtbar. Es war hauptssächlich ihr verdienst, dass er nicht vollkommen in Depressionen versunken dorten sitzen, oder wäre schon längst selber in den vergangenen Schneemaßen verstorben, aber nein die Weiße hatte ihm mehr oder weniger das Leben gerettet, mit ihrer Anwesenheit und einfach mit ihren Worten.

„Reine Ironie Essayi, denn wie ihr wisst stimme ich mit eurer Meinung überein, denn es gäbe keinen Sinn irgendetwas zu befürchten, eher sollten diese Meute die sich irgendwo von uns entfernt zusammen rottet um ihre dreckigen Pelze fürchten!“

Seine letzten Worte waren von einer merkwürdigen Bitterkeit erfüllt und es wirkte kurz so als würde er es am liebsten sein der so manches Mitglied dieses Rudels zerfleischte, doch schnell war die perfekte Maske wieder auf seinem Gesicht und er blickte in die Richtung wo er wusste das die Meute wartete, oder teile von ihr. Er konnte sich jedoch nicht lange auf das Rudel der Schicksalsträumer konzentrieren, denn der Fremde war bei ihnen angekommen und vor den Augen des braunen Rüdens zeigte sich ein sandfarbenes Tier, dass die beiden betrachtete, ihnen entgegenblickte aus diesen seltsam gefärbten Augen, doch der andere blieb ein Stück entfernt, sodass Ilâd nicht den großen bösen Rüden spielen musste der seine Fähe beschützte, vor allem weil die Fähe davon nicht begeistert wäre. Essayis Reaktion ging unter der Begegnung mit dem Fremden unter, er schenkte ihr nur einen ruhigen, freundlichen und sanften Blick um sie wieder zu besänftigen, denn er wusste das er zu aufdringlich geworden war und doch störte der Fremde zu sehr um sich angemessen bei seiner hellen Begleitung zu entschuldigen.

„Ja wir sind Mitglieder des ansässigen Rudels, doch solltet ihr nähere Auskunft über diesen zusammen Schluss aus Artgenossen haben wollen, müsst ihr zu ihnen gehen und bei den Alphas um Informationen bitten!“

Deutlich zeigte Ilâd das er wenig mit diesen Tieren die hier lebten zu tun hatte, doch seine Worte waren ruhig und seine Stimme schwang sich in die Luft, ohne irgendwelche Aggressionen oder sonst auffällige Gefühle die vielleicht bei anderen mitschwingen würden, er zeigte schlichte Neutralität und Kälte gegenüber dem Rudel das sich dort irgendwo zusammen scharrte, denn man konnte sagen was man wollte, er war kein freiwilliges Mitglied des Rudels es war für ihn bloß zu seinem eigenen Nutzen gewesen, dass er sich ihnen anschloss.

„Ilâd lautet mein Name!“



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Drittes Kapitel | Ein bitterer Frühling

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